Kleine Zeitung Steiermark

Die nächste Jagd auf das „Wunderkind“

Slowenien und die ganze Radsport-Welt blicken gespannt auf die Beine von Tadej Pogacˇ ar (23). Der zweifache Tour-de-France-Triumphato­r will heuer den Hattrick schnüren. Sein größter Rivale bleibt Landsmann Primozˇ Roglicˇ .

- Von Georg Michl und Martin Quendler

Tadej Pogacˇar scheint unverwundb­ar. Zwei Mal triumphier­te er bereits bei der „Grand Boucle“, der großen Schleife. „Bei ihm nach Schwachste­llen zu suchen, führt zu nichts“, attestiert­e etwa die FAZ. Und der zweifache Tour-Sieger Alberto Contador schwärmte: „Er ist ein wahres Radsport-Wunderkind.“Fakt ist: Auf den 3346,6 Straßenkil­ometern über 21 Etappen wird Pogacˇar nur schwer zu knacken sein. Als hätte der slowenisch­e Volksheld, wie der Sage nach Siegfried, im Blut des Drachen gebadet, strahlt er seit zwei Jahren auf dem Rad eine unglaublic­he Dominanz aus und wirkt dabei doch locker.

„Pogi“, wie er in seiner Heimat gerufen wird, war schon früh mit allen Wassern eines großen Radsportle­rs gewaschen. Stark auf den Bergen und auch im Kampf gegen die Uhr souverän, hat er zweimal hintereina­nder die Tour de France gewonnen – und geht seit gestern auf den „Threepeat“los. „Ich bin älter geworden, habe mehr Erfahrung, viel Selbstvert­rauen getankt. Man weiß ja nie, was in drei Wochen alles passiert. Man schaut einfach von Tag zu Tag“, sagt der Wahlmonega­sse.

Bei seinem ersten Triumph war er gerade einmal 21 Jahre alt, fuhr drei Wochen praktisch ohne Rückendeck­ung seiner Mannschaft stets am Hinterrad seines Landsmanns Primozˇ Roglicˇ. Und verpasste ihm im Zeitfahren am Tag vor dem Finale den entscheide­nden Dolchstoß. „So etwas passiert eigentlich nur einmal im Leben, wie das ausgegange­n ist – und dass er ausgerechn­et beim Zeitfahren eine Schwächeph­ase hatte“, erzählt Pogacˇar. Der Sieg 2020 löste daheim in Slowenien einen Hype aus. In seinem Heimatort Komenda in Oberkrain wurde sogar ein Kreisverke­hr gelb gefärbt.

Roglic blieb sein größter Rivale. Aus Slowenien ist zu hören, dass die beiden einander respektier­en, aber Distanz wahren. „Davon lebt der Sport. Duelle machen besser, weil man gefordert ist, an seine Grenzen zu gehen. Das ist im Radsport so, aber auch in anderen Sportarten der Fall“, meint Pogacˇar, der hofft, dass das Duell von Angesicht zu Angesicht entschiede­n wird.

„Man kann nur hoffen, dass keiner Pech hat, mit Stürzen oder Corona. So entstehen gute Kämpfe, die auf den Champs-Élysées enden.“

Mittlerwei­le avancierte Pogacˇar zum Dauersiege­r. Das zuvor schier unantastba­re Team Ineos hat etwa kein mehrtägige­s Rennen mehr gewonnen, an dem Pogacˇar teilgenomm­en hat. Zur Sicherheit kaufte Pogacˇars Team UAE rund um den 23Jährigen eine Mannschaft, die auch die Kraft hat, ihn zu beschützen und Ambitionen der Konkurrenz im Keim zu ersticken. „Wir sind mit einer starken Mannschaft hier. Ich bin voll motiviert, es wird

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IMAGO (3) Tadej Pogacar wirkt wie ein Gentleman. Auf dem Rad ist er aber erbarmungs­los
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