Die nächste Jagd auf das „Wunderkind“
Slowenien und die ganze Radsport-Welt blicken gespannt auf die Beine von Tadej Pogacˇ ar (23). Der zweifache Tour-de-France-Triumphator will heuer den Hattrick schnüren. Sein größter Rivale bleibt Landsmann Primozˇ Roglicˇ .
Tadej Pogacˇar scheint unverwundbar. Zwei Mal triumphierte er bereits bei der „Grand Boucle“, der großen Schleife. „Bei ihm nach Schwachstellen zu suchen, führt zu nichts“, attestierte etwa die FAZ. Und der zweifache Tour-Sieger Alberto Contador schwärmte: „Er ist ein wahres Radsport-Wunderkind.“Fakt ist: Auf den 3346,6 Straßenkilometern über 21 Etappen wird Pogacˇar nur schwer zu knacken sein. Als hätte der slowenische Volksheld, wie der Sage nach Siegfried, im Blut des Drachen gebadet, strahlt er seit zwei Jahren auf dem Rad eine unglaubliche Dominanz aus und wirkt dabei doch locker.
„Pogi“, wie er in seiner Heimat gerufen wird, war schon früh mit allen Wassern eines großen Radsportlers gewaschen. Stark auf den Bergen und auch im Kampf gegen die Uhr souverän, hat er zweimal hintereinander die Tour de France gewonnen – und geht seit gestern auf den „Threepeat“los. „Ich bin älter geworden, habe mehr Erfahrung, viel Selbstvertrauen getankt. Man weiß ja nie, was in drei Wochen alles passiert. Man schaut einfach von Tag zu Tag“, sagt der Wahlmonegasse.
Bei seinem ersten Triumph war er gerade einmal 21 Jahre alt, fuhr drei Wochen praktisch ohne Rückendeckung seiner Mannschaft stets am Hinterrad seines Landsmanns Primozˇ Roglicˇ. Und verpasste ihm im Zeitfahren am Tag vor dem Finale den entscheidenden Dolchstoß. „So etwas passiert eigentlich nur einmal im Leben, wie das ausgegangen ist – und dass er ausgerechnet beim Zeitfahren eine Schwächephase hatte“, erzählt Pogacˇar. Der Sieg 2020 löste daheim in Slowenien einen Hype aus. In seinem Heimatort Komenda in Oberkrain wurde sogar ein Kreisverkehr gelb gefärbt.
Roglic blieb sein größter Rivale. Aus Slowenien ist zu hören, dass die beiden einander respektieren, aber Distanz wahren. „Davon lebt der Sport. Duelle machen besser, weil man gefordert ist, an seine Grenzen zu gehen. Das ist im Radsport so, aber auch in anderen Sportarten der Fall“, meint Pogacˇar, der hofft, dass das Duell von Angesicht zu Angesicht entschieden wird.
„Man kann nur hoffen, dass keiner Pech hat, mit Stürzen oder Corona. So entstehen gute Kämpfe, die auf den Champs-Élysées enden.“
Mittlerweile avancierte Pogacˇar zum Dauersieger. Das zuvor schier unantastbare Team Ineos hat etwa kein mehrtägiges Rennen mehr gewonnen, an dem Pogacˇar teilgenommen hat. Zur Sicherheit kaufte Pogacˇars Team UAE rund um den 23Jährigen eine Mannschaft, die auch die Kraft hat, ihn zu beschützen und Ambitionen der Konkurrenz im Keim zu ersticken. „Wir sind mit einer starken Mannschaft hier. Ich bin voll motiviert, es wird