Vom Sofa auf die Anklagebank
Der frühere FPÖ-Chef steht vor Gericht, fühlt sich aber im Recht.
Fast 15 Jahre lang führte Heinz-Christian Strache die FPÖ beinahe unangefochten an. Das änderte sich schlagartig mit dem Ibiza-Video. Der Wiener trat als Parteiobmann und Vizekanzler zurück, binnen Wochen war er aufgrund der Spesenaffäre auch innerhalb der FPÖ verrufen. Dass seine Frau Philippa über die blaue Liste zwar in den Nationalrat einzog, dort aber parteifreie Abgeordnete ist, und Strache bei der WienWahl 2020 erfolglos mit einer eigenen Partei antrat, half nicht.
Der frühere Vizekanzler ist aber nicht nur politisch ruiniert: Vor einem Jahr wurde Strache nicht rechtskräftig wegen Bestechlichkeit in der Causa Prikraf zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 15 Monaten verurteilt. In dem Verfahren war es um einen vermuteten Gesetzeskauf nach einer Spende an die FPÖ gegangen. Über den Sommer muss sich Strache außerdem vor Gericht gegen den Vorwurf verteidigen, einen Aufsichtsratsposten gegen eine Spende an einen FPÖ-nahen Verein vergeben zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Strache leidet laut unter den Prozesskosten und ruft zu Spenden für den „Kampf und die Aufklärung gegen die gezielte Verleumdung gegen meine Person und für die anwaltlichen Verfahren“auf. Die Einnahmen seines Buches sowie seine Tätigkeit als Unternehmensberater dürften dafür offenbar nicht ausreichen.
Auch nach dem im Sommer erwarteten zweiten Urteil dürften Straches rechtliche Sorgen kein Ende finden: Die Staatsanwaltschaft untersucht auch, ob sich Strache persönlich an Parteispenden bereichert haben könnte.