Mit der U-Bahn durch die Festspielstadt
Der Salzburger Stadtsenat stimmt morgen über eine unterirdische Lokalbahn ab. Doch auf der Zielgerade tauchen Zweifel auf.
Wien baut seine UBahn gerade aus, Graz diskutiert über Finanzierung und Ausführung, möchte (in der linken Stadtregierung) das U-Wort aber nicht mehr hören, und Salzburg steht kurz vor einem entscheidenden Beschluss. Nächste Woche stimmen Stadtsenat und später Gemeinderat in der Festspielstadt über den sogenannten S-Link ab, eine Verlängerung der Lokalbahn in Richtung Süden mit unterirdischer Streckenführung durch die Innenstadt. Obwohl alle Fraktionen in der Stadt hinter dem Riesenprojekt stehen, kochen auf der Zielgeraden Konflikte hoch.
Dass eine Lösung notwendig ist, zeigt der tägliche Verkehr in Salzburg. Fast 60.000 Menschen pendeln jeden Tag in die Stadt. Einer Auswertung des niederländischen Navigationsgeräteherstellers TomTom zufolge verlieren sie im Schnitt rund 52 Stunden im Jahr durch einen Stau. Nach Wien und knapp vor Graz ist das der zweithöchste Wert Österreichs. Zusätzlich wird der Druck auf den Verkehr weiter steigen. Die Bevölkerung in den Umlandbezirken Hallein und SalzburgUmgebung soll bis 2040 um fünf bzw. zehn Prozent wachsen.
In vier Ausbaustufen soll der S-Link vom Salzburger Hauptbahnhof bis nach Hallein führen und die Regionalzüge massiv entlasten. Zwischen Bund, Land und Stadt wurde 2020 vereinbart, dass der Bund die Hälfte der Kosten übernimmt und sich Stadt und Land den Rest für den Teil im Stadtgebiet aufteilen. Für den ersten Abschnitt – rund 900 Meter vom Hauptbahnhof zum Mirabellplatz – liegt die Finanzierung und für den zweiten Abschnitt eine Trassenempfehlung vor, über die der Stadtsenat am Montag abstimmt. Nächstes Jahr könnte mit dem Bau begonnen werden, 2026 die ersten Fahrgäste einsteigen. Die letzten beiden Abschnitte sollen bis Ende 2023 geplant werden.
Ob U-Bahn oder S-Link – die Pläne
Für ÖVP und FPÖ ist die Lage beschlussreif, sie allein haben aber keine Mehrheit im Stadtsenat. Anderen geht es nun zu schnell: „Die SPÖ kann einem Baubeginn des SLinks erst dann zustimmen, wenn konkretere Details zur Trasse nach Hallein feststehen, eine seriöse Kostenschätzung für das Gesamtprojekt vorliegt und die Finanzierung vollständig geklärt ist“, sagt Stadtparteichef und Vizebürgermeister Bernhard Auinger. Er fordert nun einen neuen Amtsbericht mit einer konkreten Kostenschätzung mit Trassenführung bis zur Stadtgrenze und einem genauen Zeitplan sowie später eine Volksbefragung.
Auch die Grünen stehen grundsätzlich hinter dem Projekt, wollen am Montag aber einen eigenen Vorschlag einbringen: „Die Planungsgesellschaft muss weiter planen und arbeiten können. Das Projekt darf nicht zum Spielball einzelner Fraktionen werden“, sagt Klubobfrau Ingeborg Haller.