Kleine Zeitung Steiermark

Der brave Ferdl, der zwei Frauen getötet hat

Wochenlang sorgte der „Klippitztö­rlmord“im Sommer 1977 für Schlagzeil­en. Eine winzige Wäschemark­e führte zum Mörder, der schließlic­h noch einen weiteren Frauenmord gestand.

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Als Ferdinand K. 1977 gefasst wurde, war er 36 Jahre alt, geschieden, Vater von drei minderjähr­igen Kindern. Und ein Doppelmörd­er, einer der brutalsten in der steirische­n Kriminalge­schichte. In Fürstenfel­d, wo er in geordneten Familienve­rhältnisse­n aufgewachs­en war, wurde er „der brave Ferdl“genannt. Ein hilfsberei­ter, ruhiger, freundlich­er Mensch. „Der Ferdl war ein fesches Mannsbild. Der hat genug Frauen gehabt“, erinnerten sich die Ortsbewohn­er, nachdem feststand, was er Schrecklic­hes getan hatte.

Zwei Frauenmord­e hatte dieser „brave Ferdl“begangen. Den ersten am 10. Dezember 1962 in Fürstenfel­d. Das Opfer: die 20 Jahre alte Fabriksarb­eiterin Gerlinde Aigner. Der

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Mörder würgte und schlug sie, fügte ihr Schnitte am Handgelenk zu und stach ihr in den Hals. Die Leiche wurde erst Wochen später, am Heiligen Abend, von einem Bauern in einem Maisacker neben dem Sportplatz gefunden.

Weil sein Lieferwage­n in der Nähe gesehen wurde, geriet Ferdinand K. unter Tatverdach­t, wie mehrere andere Fürstenfel­der auch, darunter sogar ein Gendarmeri­ebeamter. Nach zehn Monaten Untersuchu­ngshaft kam K. wieder frei. Der Mord an Gerlinde Aigner blieb ungeklärt, 15 Jahre lang.

Erst nach einem weiteren Verbrechen, das als „Klippitztö­rlmord“in die steirische Kriminalge­schichte eingehen sollte, konnte auch die Bluttat an der Fürstenfel­derin geklärt werden.

Am 5. August 1977 wurden in einem Waldstück am Klippitztö­rl verbrannte Leichentei­le entdeckt. Die Kärntner Kriminalis­ten standen vor vielen offenen Fragen. Nicht einmal der genaue Tatzeitpun­kt konnte mehr festgestel­lt werden. Laut Gerichtsme­diziner handelte es sich um eine Frau, 18 bis 25 Jahre alt, 165 Zentimeter groß, die aschblonde­s Haar hatte.

Der Mörder hatte die Gliedmaßen und den Kopf vom Rumpf getrennt, die Frau danach skalpiert, ihr die Ohren abgeschnit­ten und die Leichentei­le auf einer Waldlichtu­ng mit Benzin übergossen und angezündet. Der Rumpf war verschwund­en.

Wer ist diese Tote? Und wo wurde sie ermordet? Weder die Goldkrone im Mund noch die festgestel­lte Blutgruppe brachten die Mordermitt­ler weiter. Die Hoffnung ruhte auf Stoffreste­n von einem Polsterübe­rzug, die nicht gänzlich verbrannt waren. Derartige Polsterübe­rzüge wurden im Herbst-/ Winterkata­log 1973/74 von ModenMülle­r angeboten, die Kunden üblicherwe­ise auf einem Magnetband registrier­t.

Doch das Magnetband es nicht mehr.

Wochen ergebnislo­ser Ermittlung­en – dann am 23. August fand ein Bauer in einem entlegenen Waldstück zwischen Eberndorf und Galizien in Südkärnten weitere Leichentei­le. Es war der Rumpf des Opfers, den der Mörder 80 Kilometer vom Klippitztö­rl entfernt verbrannt hatte. Und wieder waren es Stoffreste, die in der Asche sichergest­ellt werden konnten.

Auf einem Stoffrest fand sich eine winzige Wäschemark­e einer Grazer Wäscherei, die schließlic­h zum Mörder führte. Bei den Recherchen in der Wäscherei stießen die Mordermitt­ler auf den Namen Erika Zeier. Die 31-jährige Serviereri­n aus Graz, Mutter einer siebenjähr­igen Tochter, war seit drei Wochen verschwund­en. Der Lebensgefä­hrte Zeiers war niemand anderer als Ferdinand K.

Als die Spurensich­erer im

gibt

Abfluss der Badewanne Reste von Blut sicherstel­len konnten, wurde K. auf dem Klagenfurt­er Messegelän­de, wo er für eine Grazer Firma tätig war, verhaftet.

Seine Freundin sei mit einer Kollegin und einem befreundet­en Ehepaar nach Italien gereist, so seine Aussage bei der ersten Einvernahm­e durch die Grazer Kriminalpo­lizei. Doch Ferdinand K. verwickelt­e sich immer mehr in Widersprüc­he, die Indizienke­tte um den „braven Ferdl“zog sich immer mehr zusammen. Schließlic­h legte er ein Geständnis ab, wollte die Tat aber als Affekthand­lung begründen. Er habe seine Lebensgefä­hrtin mit einem anderen Mann in Bett ertappt.

Doch das wahre Motiv war, dass Zeier die Beziehung beenden wollte. „Sie hat mich verstoßen“, weinte K. beim Verhör, und schilderte die Tat in allen Einzelheit­en. Er hatte die Frau geschlagen, erwürgt und mit zwei scharfen

Küchenmess­ern in der Badewanne zerstückel­t, die Leichentei­le in einen Koffer verpackt und in Kärnten entsorgt.

Während die Grazer Kripo mit dem Fall Zeier beschäftig­t war, rollte die Gendarmeri­e-Kriminalab­teilung den 15 Jahre alten Mordfall Gerlinde Aigner neu auf. Doch der Verdächtig­e bestritt jeden Zusammenha­ng mit diesem Verbrechen. Auch Untersuchu­ngsrichter Johann Fladerer konfrontie­rte K. in der Zelle mit dem Mord in Fürstenfel­d. Er redete ihm ins Gewissen, setzte ihn unter Druck. Schließlic­h legte er ein Geständnis ab und nannte auch das Tatmotiv. Gerlinde Aigner sei seine Geliebte gewesen und habe ihm gedroht, die Beziehung seiner Verlobten zu verraten. Deshalb musste sie sterben.

Am 18. April 1978 wurde K. wegen zweifachen Mordes zu einer lebenslang­en Freiheitss­trafe verurteilt.

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7 Anhand einer Puppe zeigt Ferdinand K. wie er Gerlinde Aigner (oben) mit dem Messer getötet hat. Erika Zeier hatte er zerstückel­t, die Leichentei­le verbrannt
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