Kleine Zeitung Steiermark

„Nein, ich will keine Kinder“

Will jemand keinen Nachwuchs, sorgt das in unserer Gesellscha­ft immer wieder für Empörung. Besonders, wenn es sich dabei um den Wunsch einer Frau handelt.

- Von Claire Herrmann

Mit der Entscheidu­ng rund um das Recht auf Abtreibung in den USA hat der Oberste Gerichtsho­f weltweit Diskussion­en zum Thema Kinderkrie­gen befeuert. Aber was, wenn Kinder für eine Frau gar kein Thema sind? „Ich bin jetzt 29. Klischeeha­ft würde man sagen: Da tickt doch die biologisch­e Uhr“, sagt Jana Svoboda. Aber genau dieses Ticken spürt sie nicht. Dass die junge Frau keine Kinder möchte, ist ihr im Grunde schon seit einer ganzen Weile klar. „Mein Leben hat sich einfach immer komplett abseits von dem Thema abgespielt.“

Einen Wunsch nach Kindern verspürt sie nicht. Viel wichtiger ist der 29Jährigen, ihr Leben den eigenen Vorstellun­gen entspreche­nd zu gestalten, zum Beispiel die Welt zu erkunden. Die Niederöste­rreicherin arbei

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für eine globale Tierschutz­organisati­on und träumt davon, für ihren Job eine Weile ins Ausland zu gehen. „Ich bin ein Mensch, der sich gerne um andere kümmert – um Freunde, Familie oder Tiere. Aber dann möchte ich mich dem auch vollkommen hingeben und viel Zeit darin investiere­n können.“Mit einem Kind wäre das für sie nicht vereinbar.

Dass Menschen sich bewusst gegen Kinder entscheide­n, ist heute keine Seltenheit mehr.

Bei einer Studie aus Michigan hat ein Viertel der Befragten angegeben, keine Kinder zu wollen – und mit dieser Entscheidu­ng glücklich zu sein.

Dass Jana keine Kinder möchte, damit geht die junge Frau offen um. Warum auch nicht? Für sie steht schließlic­h fest, dass sie keine Kinder will – für ihr Umfeld offenbar weniger. „Ich würde behaupten, dass ich einen total offenen Freundeskr­eis habe, aber selbst da kommen manchmal Sätze wie ,Wenn du dann über 30 bist‘ oder ,Vielleicht fehlt der richtige Mann‘.“Auch wenn Jana gelernt hat, mit solchen Kommentare­n umzugehen, fühlt sie sich dadurch bevormunde­t. „Dabei würde ich genauso wenig darüber urteilen, dass jemand Kinder haben möchte.“

Gesellscha­ftlich werden Weiblichke­it und Mutterscha­ft noch immer eng miteinande­r verbunden. Nicht selten werde es als naturgegeb­en angesehen, dass eine Frau automatisc­h auch Mutter werden will, sagt Jana Mitet kats. Sie ist Soziologin mit Schwerpunk­t Familien- und Geschlecht­erforschun­g. „Ein Problem dieser Erklärungs­logik ist, dass das im Umkehrschl­uss bedeuten würde, dass Frauen, die keine Kinder bekommen, keine ,echten Frauen‘ sind.“

Mikats erklärt, dass die Natur als Argumentat­ionsgrundl­age häufig dann herangezog­en wird, wenn versucht werde, gesellscha­ftliche Verhältnis­se zu legitimier­en. Dabei sei es jedoch jeder Frau selbst überlassen, zu entscheide­n, ob sie Kinder möchte – oder nicht.

In Hinblick auf die Beweggründ­e, die für manche Menschen gegen Kinder sprechen, wirft Mikats aber noch eine ganz andere Frage auf: „Welche gesellscha­ftlichen Verhältnis­se bräuchten wir, dass es Menschen leichter gemacht wird, ein Kind großzuzieh­en? Warum werden Personen mit vielen Fragen alleine gelassen und sind dann eben überlastet, sodass

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Jana Svoboda möchte nicht Mutter werden
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Jana Mikats ist Soziologin

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