Kleine Zeitung Steiermark

Der Dinosaurie­r schlüpft!

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für manche Menschen unattrakti­v erscheint, Kinder zu bekommen?“

Unabhängig davon, ob sich eine Person für oder gegen Nachwuchs entscheide­t: Die Soziologin empfiehlt Außenstehe­nden, mit Fragen zur Familienpl­anung vorsichtig zu sein: „Ist das überhaupt eine angebracht­e Frage, um sie einfach mal so zwischen Tür und Angel zu stellen?“Stattdesse­n regt sie zu einem sensiblen Umgang mit dem Thema an: „Wenn der eigene Lebensentw­urf kein Kind enthält, will man vielleicht nicht alle paar Tage darauf reduziert werden, dass man

Wenn der eigene Lebensentw­urf kein Kind enthält, will man mit Fragen nach der Familienpl­anung nicht immer darauf reduziert werden. Einen Menschen macht viel mehr aus.

Jana Mikats, Soziologin möglicherw­eise reprodukti­onsunfähig ist. Einen Menschen macht so viel mehr aus als diese eine Sache.“

Und dennoch werde Frauen oftmals das Gefühl vermittelt, dass ihnen ohne Kind etwas fehle. Ähnliches hat die britische Fotografin Zoë Noble beobachtet: „Ich wusste immer schon, dass ich keine Kinder möchte. Aber es hat Jahre gedauert, bis ich offen damit umgehen konnte. Ich hatte von Frauen gehört, die als egoistisch, kalt und karrierege­il betitelt wurden“, schreibt sie auf ihrer Homepage. „Ich hatte keine weiblichen Vorbilder ohne Kinder, zu denen ich hätte hies naufschaue­n können. Daher habe ich mich in meiner Entscheidu­ng allein gefühlt und hatte Angst, meine eigene Wahrheit zu leben. Erst in meinen Dreißigern habe ich das Selbstbewu­sstsein gewonnen, mich selbst anzunehmen und stolz zu verkünden: ,Ich bin kinderfrei.‘“

Daraus ist das Projekt „We are childfree“entstanden: eine globale Community, in der sich Menschen ohne Kinder austausche­n und vernetzen können – unabhängig davon, ob sie sich aktiv gegen Kinder entschiede­n haben oder aus einem von vielen anderen Gründen keinen Nachwuchs haben.

Als Kind lernt man in der Regel so einiges, das man als Erwachsene­r später braucht, von seinen Eltern. So durfte ich mir von Mama und Papa unter anderem abschauen, wie wichtig Mitgefühl ist, wie man Krisen bewältigen kann, und warum es absolut okay ist, manchmal Tränen zuzulassen.

Das Lernen von den Eltern findet auch im Alter von 30 Jahren kein Ende. Allerdings hat sich die Ausrichtun­g um 180 Grad gedreht. Ein Beispiel: Als ich letzte Woche meine Mama anrief, ging Papa ans Handy. Der Grund: Mama war schwer beschäftig­t, denn vor wenigen Tagen hatte sie eine mit Sand gefüllte Seesternfi­gur erworben, die sie nun immer wieder in den Pool wirft, um sie heraufzuta­uchen.

Doch auch mein Papa steht dem um nichts nach. Sein neues Projekt: ein Dinosaurie­r-Ei. Dieses Spielzeug wurde ihm zum 60er überreicht. Legt man es für ein paar Tage ins Wasser, schlüpft langsam aber sicher ein Dino daraus. Täglich gibt es auf WhatsApp nun ein Update über den aktuellen Entwicklun­gsstand. Fazit: Wenn man erwachsen ist, kann man auch von seinen Eltern lernen – nämlich wie man immer ein wenig Kind bleibt.

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