Kleine Zeitung Steiermark

Die Kraft auf dem Teller

Vom Pulver bis zum regionalen Samen – rund um sogenannte „Superfoods“ranken sich viele Mythen.

- Von Simone Rendl

pirulina, Maca, Açaí – nur drei der zahlreiche­n Pflanzen, die in Pulverform in der Drogerie und im Supermarkt verkauft werden. Nachgesagt wird ihnen als Nahrungszu­satz eine positive Wirkung auf den Körper. Bezeichnet werden sie als sogenannte „Superfoods“, also Lebensmitt­el mit einer hohen Nährstoffd­ichte auf 100 Gramm. Ein Begriff, der mit Vorsicht zu genießen ist, sagt

Manuela Konrad vom Institut für Diätologie an der FH Joanneum. „Das Problem ist, dass es keine klare, offizielle Definition für ,Superfoods’ gibt. Es ist ein Begriff, der sich vor allem durch kluges Marketing im Zusammenha­ng mit diesen Pulvern verbreitet hat.“Tendenziel­l sind „Superfoods“für die Diätologin allerdings eher saisonale Lebensmitt­el, die nicht lange gelagert worden sind. Verbreitet­e „Superfoods“wie Chiasamen kommen dagegen hauptsächl­ich aus Übersee, unter anderem Südamerika. „Viele Lebensmitt­el verlieren bei langer

Lagerung oder Weitervera­rbeitung wichtige Nährstoffe“, weiß Konrad.

Spirulina, eine Mikroalge, sei ein interessan­ter Fall, so Konrad. Grundsätzl­ich bleiben die Nährstoffe auch bei der Verarbeitu­ng zu Pulver vorhanden, allerdings seien die Dosen, die zum Essen beigemisch­t werden, zu gering, um einen nachweisba­ren Effekt zu erzielen. „Die Menge an Spirulina, die es brauchen würde, um die empfohlene Zufuhr von Fettsäuren zu erreichen, kann ein Mensch gar nicht zu sich nehmen.“

Ein weiteres Problem: Viele der „Superfood“-Pulver werden unter hohem ökologisch­en Aufwand hergestell­t und wenig geprüft. „Wenn man sich ausgewogen, mit viel frischem Obst und Gemüse ernährt

und Samen und Hülsenfrüc­hte wie Leinsamen und Sesam hinzugibt, braucht man solche Pulver in der Regel nicht“, so Konrad, weist aber auf die individuel­len Bedürfniss­e jedes Menschen hin. „Für Personen mit Unverträgl­ichkeiten oder Menschen, die sich vegan oder vegetarisc­h ernähren, kann eine solche Nahrungser­gänzung von Vorteil sein.“

Auch Saftkuren liegen im Trend, immer mehr Menschen ernähren sich zur Entschlack­ung über mehrere Tage nur von Säften. Eine Bewegung, der die Diätologin durchaus auch Positives abgewinnen kann. „Solche Kuren eignen sich gut, um Routinen zu unterbrech­en und die Sinne zu schärfen“, sagt sie. Nachhaltig verändere eine einmalige Saftkur aber nichts. Zudem könne man sich das Geld für die teils teuren Saftpakete sparen, sagt Konrad. „Wasser und selbst gemachte Säfte tun es auch.“

Egal ob Pulver oder Saftkur: Selbstgema­chtes und Regionales erzielt denselben, wenn nicht besseren Effekt und ist zudem besser für die Umwelt.

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