Ausflüge in den Himmel und die nähere Umgebung
Eine Reise nach ganz oben, eine in die Südsee und eine quer durch den Grazer Westen und Süden.
Himmelsreise
Unter der Kuppel der Pöllauer Pfarrkirche, wo auf Fresken die Auserwählten himmelwärts ziehen, führten Erwin Ortner und sein Arnold Schoenberg Chor mit dem Ensemble Graces & Voices das Styriarte-Publikum auf die Reise in himmlische Gefilde. Jede Zeile des komplexen Programms war bestürzend aktuell. Von Schönbergs „Friede auf Erden“auf einen beschwörenden Text von Conrad Ferdinand Meyer über drei schlichte Bruckner-Motetten, in denen sich das Himmelstor in unsagbarer klanglicher Schönheit öffnete, zu Johannes Brahms Gedanken über Mut im Leid und Max Regers Rekurs auf die Prüfung des Hiob priesen die Stücke die Überwindung von „Mord und Grauen“.
Einen besonderen Weg schlägt Flora Geißelbrechts „Sommnium – Reise nach Levania“ein, die gelungene Uraufführung eines Styriarte-Auftragswerks. Bezogen auf eine Erzählung von Johannes Kepler, die als geträumte Mondfahrt Fantasie und Wissenschaft, Himmel und Erde abschreitet, forderte sie die durch vielfältige Lautvorgaben im Pfeifen, Trillern und Surren Könnerschaft des Chors.
In die meditativen Sphären des Gregorianischen Chorals begleiteten die glasklaren und individuellen Stimmen des großartigen Frauenensembles Graces & Voices.
Meuterei auf der Bounty Solch ein Tanz-, Gesangsund Bewegungsspektakel hat man in der auch sonst nicht bieder strukturierten Styriarte kaum je gehört/gesehen: Die acht (drei Damen, fünf Herren) eigens von den Fidschi- und anderen Südseeinseln angereisten Tänzer, nein, Sänger, nein, Trommler, nein, Bewegungskünstler, also diese Inselbewohner entfachten vor einer bass erstaunten Zuhörerund Zuseherschaft in der Grazer List-Halle mit teils kultischen Tänzen aus Fidschi, Tahiti und Samoa ein Feuerwerk an Rhythmik und auf den Punkt gebrachter Vitalität. All dieses mit bis ins Detail gestalteter Präzision.
Neben der Kunst der VOU Dance Company gab es eine vermittelnde Literaturstunde mit Florian Teichtmeister. Der renommierte Mime las drei Kapitel aus Jules Verne Kurzgeschichte „Die Meuterer von der Bounty“.
Auf dem Fahrrad
Die samstägige Fahrrad-Offensive der Styriarte führte vier Mal eine Hundertschaft mobiler Festivalgäste durch den Westen von Graz über den „Murhafen“bis in den Funkhauspark in St. Peter. Ein angenehmer Ausflug im Zwei-Räder-Konvoi, unterbrochen von Stationen, die eine Weltreise imitierten. Die neuen Hochhäuser der Reininghaussiedlung wurden zur Kulisse für New Yorker Jazz-Erzählungen des Trios von Moritz Weiß. Die Mur imitierte die Lagune von Venedig, wo Offenbach und Strauß heimisch wurden, in der Listhalle gab man sich Robert Stolz (die Walzerperlen samt TenorGast Mario Lerchenberger) hin, beim ORF den Tango Argentiniens.
Ob des stressfreien Ablaufs und des hohen Interesses ist eine Wiederholung wohl angeraten: Es gibt noch jede Menge FahrradTouren durch Graz, die sich lohnten.