Kleine Zeitung Steiermark

„Die SPÖ hat ihr Ass überreizt“

Die türkis-grüne Koalition ist fest entschloss­en, diese Woche die neuen Transparen­zregeln für Parteien zu beschließe­n. Es ginge auch ohne Zweidritte­lmehrheit.

- Von Georg Renner

Dem Nationalra­t steht eine intensive Woche bevor – und, das ist selten, ein Gesetzesvo­rhaben, dessen Ausgang nach wie vor offen ist. Am Donnerstag sollen die 183 Abgeordnet­en über neue Bilanz- und Transparen­zregeln für Parteien abstimmen – das klingt trocken, es ist aber das erste große Paket infolge Ibiza und anderer Skandale, das tatsächlic­h umgesetzt werden könnte. (Das allgemeine Informatio­nsfreiheit­sgesetz und eine Ausweitung des Korruption­sstrafrech­ts sind weiter in der Warteschle­ife.)

Offen ist der Ausgang, weil es Ende vergangene­r Woche einen kleinen Eklat in den Verhandlun­gen gab: Die türkis-grüne Regierungs­koalition, vertreten durch die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer und den ÖVPAbgeord­neten Andreas Ottenschlä­ger, versucht eine Zweidritte­lmehrheit über das neue Gesetz zu bekommen. Die Neos dürften fix an Bord sein, auch die SPÖ zeigte sich offen – bis sie vergangene Woche noch eine Absetzung von Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker und eine Neuausschr­eibung ihres Postens mit Inkrafttre­ten des Gesetzes forderte – was türkis, grün und pink kategorisc­h abgelehnt haben.

Nun ist das noch nicht das Ende

der Verhandlun­gen – schon heute soll rund um den Verfassung­sausschuss eine weitere Runde stattfinde­n. Die Koalition ist aber entschloss­en, die Transparen­zregeln (Vorfeldorg­anisatione­n werden klar definiert und müssen in die Rechnungsl­egung einbezogen werden, der Rechnungsh­of kann Parteien direkt prüfen etc.) so oder so diese Woche zu beschließe­n – falls es keinen „Sinneswand­el“in der SPÖ gebe, werde man das eben statt mit Zweidritte­l- mit einfacher Mehrheit tun, sagt Maurer. Die wesentlich­en Teile des Pakets könnten mit einfacher Mehrheit beschlosse­n werden, darunter etwa das Einschaure­cht des Rechnungsh­ofes in Parteifina­nzen, so ÖVP und Grüne.

Das glaubt auch Politikwis­senschaftl­er und Jurist Hubert Sickinger, Experte für Parteifina­nzierung an der Uni Wien. „Die SPÖ hat ihr vermeintli­ches Ass Zweidritte­lmehrheit allzu selbstsich­er überreizt“, so Sickinger zur Kleinen Zeitung. Aus seiner Sicht könnte man die Kernvorhab­en durchaus auch mit einfachem Gesetz verabschie­den: Den Ländern werde über die bereits bestehende Möglichkei­t hinaus, ihrerseits strengere Regeln als der Bund zu schaffen, nichts vorgegeben.

Zwar finden sich im aktuellen Entwurf etliche Verfassung­sbestimmun­gen (für die es eben entweder die Stimmen von SPÖ oder FPÖ – auch sie lehnt ab – bräuchte), diese betreffen aber eher Projekte am Rand des Pa

kets – etwa die Einführung eines zentralen Parteienre­gisters.

Eine Zweidritte­lmehrheit bräuchte dagegen auch jener Punkt, den die SPÖ zuletzt öffentlich gefordert hatte – dass die Rechnungsh­ofpräsiden­tin künftig mit Zweidritte­l- statt mit einfacher Mehrheit gewählt werden soll. Übrigens bräuchte es auch eine eigens geschaffen­e Sonderbest­immung, wenn Kraker per Gesetz abgesetzt werden soll, aber sich wiederbewe­rben dürfte, wie es die SPÖ gerne hätte – derzeit darf die Präsidenti­n sich nach einer Amtszeit (12 Jahre) nicht noch einmal bewerben.

Aus dem SPÖ-Klub hieß es Ende vergangene­r Woche, dass man eine Lösung anstrebe. Auch die Freiheitli­chen bestehen aber auf eine Wahl mit Zweidritte­lmehrheit und dass diese mit dem Inkrafttre­ten des neuen Parteienge­setzes „scharf gemacht“werden müsse, so FPÖGeneral­sekretär

Michael

Schnedlitz.

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APA ÖVP-Verhandler Andreas Ottenschlä­ger

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