Kleine Zeitung Steiermark

Schon wieder kein „Sommer wie damals“

Krisen, Korruption­sverdacht und gescheiter­te Vorhaben erlauben der Regierung keine Ruhe in der Hitze.

- Karl Nehammer Thomas Stelzer Maximilian Miller

Nach 200 Tagen im Amt fand Bundeskanz­ler (ÖVP) am Sonntag Zeit für die Ö3-Show „Frühstück bei mir“. Zu seinem dritten Espresso ließ der Freizeit-Boxer „Eye of the Tiger“abspielen und gab unter den Lustern des Bundeskanz­leramts zu, bei Hitze rasch zu schwitzen. Mehr Sommerloch geht kaum. Doch ein politische­r „Sommer wie damals“zeichnet sich nicht ab. Neben den Dauerkrise­n Teuerung, Ukraine-Krieg und Klimawande­l steht der Kanzler und ÖVPChef vor einer Reihe an hausgemach­ten Problemen.

So verfolgt Nehammer die Affäre rund um einen von betrunkene­n Personensc­hützern verursacht­en Unfall bis zum Frühstück bei Claudia Stöckl. Die früheren Cobra-Beamten seien „ja keine Jugendlich­en, sondern Anti-Terror-Spezialist­en“, sieht der Kanzler keine Schuld bei seiner Gattin Katharina Nehammer, die zum Trinken eingeladen hatte. Als dienstrech­tliche Folge seien die beiden Männer aus der Spezialein­heit Cobra ausgeschie­den und in Polizeiins­pektionen versetzt worden, sagte ein

Sprecher des Regierungs­chefs am Sonntag. Beendet ist die

Affäre nicht: Die Staatsanwa­ltschaft

Korneuburg ermittelt wegen möglicher Vertuschun­g. Parlamenta­rische Anfragen zur Causa sind unbeantwor­tet, erinnerte der FPÖ-Fraktionsf­ührer im U-Ausschuss, Christian Hafenecker.

Das Parlament hat überhaupt noch einiges zu tun (siehe links) und auch der ÖVP-UAusschuss kommt Mitte Juli noch einmal zusammen. Vor allem die Befragunge­n von Nationalra­tspräsiden­t und U-Ausschuss-Vorsitzend­en

Wolfgang Sobotka und Ex-Wirtschaft­sminis- terin

(beide

ÖVP) dürften pikant werden.

Die Folgen türkis-blauer Verspreche­n beschäftig­en auch den Rechnungsh­of: Die versproche­ne „Patientenm­illiarde“gab es nie, dafür fielen 215 Millionen

Euro an Mehrkosten an, kritisiere­n die Prüfer laut „profil“in einem Rohbericht. Die Gewerkscha­ft ruft nun Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) auf, zumindest die versproche­ne Leistungsh­armonisier­ung rasch nachzuhole­n.

Das wird nicht Rauchs einzige Sorge bleiben. Die Zahl der aktiv mit dem Coronaviru­s Infizierte­n steigt weiter, Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann (ÖVP) fordert das Ende der Quarantäne. Dabei hat er seine Wahl bereits geschlagen: In Tirol wird man mit Blick auf Herbst bald wohl noch lauter Wünsche äußern. Für den Zickzack-Kurs der Regierung im Umgang mit der Corona-Politik erhielt der Kanzler von Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter zum Frühstück gleich ein „Nicht genügend“. Das Zeugnis dürfte Nehammers geringste Sorge zum Sommerstar­t sein.

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Gesundheit­sminister Johannes Rauch
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APA (2) Kanzler Karl Nehammer

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