Im Herbst keine Mäßigung
SZeichen teuerfreie Prämien sind ein willkommenes
der Wertschätzung gegenüber der Leistung, die Österreichs ArbeitnehmerInnen in den letzten Jahren geleistet haben. Deswegen haben die Sozialpartner auch eine Fortsetzung der Maßnahme über Corona hinaus gefordert, wie sie die Regierung beschlossen hat. Dass nun aber die reflexartige Forderung zur Mäßigung für die Lohn- und Gehaltsverhandlungen im Herbst kommt, ist völlig unverständlich.
Nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen sichern die Kaufkraft langfristig. Diese Nachhaltigkeit ist durch Einmalzahlungen wie Prämien nicht gegeben, aber dringend notwendig: Die Inflation macht das Leben nicht nur akut teurer – die gestiegenen Preise werden nicht zurückgehen, im Gegenteil. Wir stehen vor einem langfristigen Anstieg des Preisniveaus. Vor dieser Realität kann die Arbeitgeberseite die Augen nicht verschließen.
Regelmäßige Erhöhungen der Löhne und Gehälter gleichen nicht nur die Teuerung aus, sondern sorgen auch dafür, dass Beschäftigte einen fairen Anteil an den Produktivitätszuwächsen bekommen. Denn mit jedem Jahr leisten die Beschäftigten im Land mehr. Den ArbeitnehmerInnen nun mit der Abschaffung der kalten Progression das zurückgeben, was sie ohnehin schon zu viel bezahlt haben, ist kein Ausgleich gegen die Teuerung. Es ist das, was ihnen zusteht. ass Wirtschaftsvertreter in Zeiten wie jetzt kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen infrage stellen, ist völlig unverständlich. An ihnen wird kein Weg vorbeiführen, wollen wir für eine Sicherung der Kaufkraft und den Erhalt des Wohlstands sorgen. Wichtig wäre es zudem, direkt am Preisniveau anzusetzen, indem Preisregulierungsmaßnahmen eingeführt werden. Dies würde dazu führen, dass die Preise sinken und die Inflation entsprechend niedriger ausfallen würde. In dieser Hinsicht wäre vieles möglich, wenn nur der politische Wille da wäre.
An kräftigen Lohnerhöhungen führt kein Weg vorbei, wollen wir für die Sicherung der Kaufkraft und den Erhalt des Wohlstands sorgen.
DMiriam Baghdady, MSc ist Expertin für Wirtschaftsfragen im Volkswirtschaftlichen Referat des ÖGB.