Notstand droht: Verona und Pisa rationieren das Trinkwasser
Im über weite Landstriche ausgetrockneten Italien könnte Ministerpräsident Draghi heute den Notstand ausrufen: Trinkwasser wird nun zum Luxusgut.
Weite Teile Italiens sind weiter fest im Griff von Hitze und Dürre: Das Gesundheitsministerium gab in seiner Vorhersage die höchste Hitzewarnstufe für 22 italienische Städte aus (siehe Faktenbox). Ministerpräsident Mario Draghi kündigte Maßnahmen Roms wegen der anhaltenden Trockenheit an – ab heute wird sich die Regierung um Notfallpläne in den betroffenen Landesteilen kümmern. Bereits ein halbes Dutzend Regionen ersuchte die Regierung in Rom, den Notstand auszurufen, um wegen der Wasserkrise weitere Hilfsgelder und Einsätze des Zivilschutzes zu ermöglichen.
Verona rationiert nun wegen anhaltender Trockenheit den Trinkwasserverbrauch: Der neue Bürgermeister Damiano Tommasi habe aufgrund der Wetterlage und deren Folgen für die Wasserversorgung eine Verordnung unterzeichnet, „die den Trinkwasserverbrauch für private Zwecke beschränkt“, steht auf der Website der 250.000-Einwohner-Stadt.
Konkret heißt das: Bis 31. August ist es untersagt, Trinkwasser zur Bewässerung von Gärten und Sportanlagen, zum Autowaschen und zum Befüllen von Swimmingpools zu verwenden. größten Bauernverband des Landes, bedrohe die Trockenheit mehr als 30 Prozent der landesweiten Agrarproduktion und die Hälfte der Viehzucht in der Po-Ebene. Wegen des niedrigen Pegels drang an der Meermündung zur Adria bereits bis auf 30 Kilometer ins Landesinnere Salzwasser in das Flussbett. Der Wasserspiegel des Lago Maggiore und des Gardasees liegen deutlich tiefer, als es sonst üblich ist. Auch der Tiber, der durch Rom fließt, führt extremes Niedrigwasser.
Klar ist für Ministerpräsident Draghi, dass infrastrukturelle Probleme die Trockenheit verstärken: Die Wasserspeicherbecken und Leitungen des Landes seien teils in einem so maroden Zustand, dass darin 30 Prozent des Wassers verloren gehe. Kritiker wiederum werfen Draghis Regierung vor, dass diese eben dagegen in den letzten Jahren nichts unternommen habe.
Laut dem Wasserexperten Andrea Mangano, Pionier des „Transaqua“-Projekts in Afrika, leide Italien unter einem früheren Stopp von Wasserbauprojekten, die heute den Unterschied hätten machen können. Immer massiver gefordert werden Entsalzungsanlagen entlang der insgesamt 8300 Kilometer langen Küste Italiens.