Zentren für Seh- und Hörbildung in Gefahr
Kein Ersatz der Fahrtkosten, Versetzungen gegen den Willen der Fachlehrer. Bildungsdirektorin zieht die Reißleine.
Feuer am Dach ist am Odilieninstitut und am Rosenberggürtel: Seit Monaten leiden Fachlehrer für Kinder mit Seh- und Hörbehinderungen unter erschwerten Arbeitsbedingungen. Lehrergewerkschafter Florian Gollowitsch (FSG): „Hier kann man beobachten, wie ein gutes System kaputtgemacht zu werden droht.“
Im Wege der Bildungsreform wurden die Sonderschulen abgeschafft und Kompetenzzentren – auch jenes für Hörbildung – aufgelöst. Mirjam Koppitsch vom Fachbereich Hören: „Den monatlichen fachlichen Austausch gibt es nicht mehr, oder nur noch privat. Es gibt kaum noch Ausbildungen, und wenn, dann werden sie nicht bezahlt. Lehrer und Schüler haben keinen Zugriff mehr auf die Hilfsmittel-Sammlung.“
Jetzt war als letztes das Kompetenzzentrum am Odilieninstitut an der Reihe – und die Lehrkräfte am Rosenberggürtel, die noch versuchten, eine Art Koordinierung aufrechtzuerhalten: Vielen Hör- und Sehexperten wurde angekündigt, dass sie im Herbst an diverse Schulen im ganzen Land zwangsversetzt werden.
Rudolf Zangl, Odilien-Chef: „Einzelkämpferlösungen sind nicht zielführend. Es gibt sehr viele, sehr unterschiedliche Beeinträchtigungen. Und auch wir haben Hilfsmittel, die dann nicht mehr zugänglich sind.“Weiters soll bei der Ausbildung gekürzt werden. Das sehen auch Eltern kritisch, morgen gibt es eine Krisensitzung.
Hintergrund der Versetzungsdrohung sind hohe Fahrtkosten. Dabei wurde mobilen Sonderpädagogen, auch Sprachheillehrern ohnehin schon ein Großteil gestrichen. Die Anfahrt zur ersten Schule wird nicht mehr abgegolten. In Liezen etwa gibt es keine Fachkräfte für Sehbehinderungen, sie reisen von Graz an, zahlen die Fahrt aus eigener Tasche. Die Gewerkschaft unterstützt Klagen, hofft aber auf eine bessere Lösung.
Jetzt zieht Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner die Reißleine: „Wir werden die Lehrkräfte nicht versetzen. Die Kompetenzzentren müssen erhalten bleiben.“Und bei den Fahrtkosten lasse man sich auch etwas einfallen. Man wolle gesonderte Fahrtkostenersätze ausbezahlen.
Claudia Gigler