KÖPFE, ÜBER DIE MAN SPRICHT ÖGB plant in Graz Umzug der Zentrale in einen Neubau
2005 ist man aus historischer Zentrale am Südtiroler Platz nach Eggenberg übersiedelt. Nach der SPÖ will der ÖGB dort nun auch ausziehen. +++ Auf „seiner“Homepage ist Nagl noch Stadtchef.
Noch sollte es geheim bleiben, aber Grazer Spatzen pfiffen es schon von den Dächern in die Ohren mancher Redakteure der Kleinen Zeitung. Der ÖGB will in Graz eine neue Zentrale bauen und als Mieter in der Karl-Morre-Straße in Eggenberg ausziehen.
Das wirkt ein wenig ruhelos: Ist man doch dorthin erst 2005 mit Sack und Pack von der Zentrale auf dem Südtiroler Platz übersiedelt. Der Hintergrund war damals Finanznot. 1948 hatte der ÖGB für das Gebäude am Südtiroler Platz eine Million Schilling bezahlt, 2004 versprach er sich einen Verkaufspreis von fünf Millionen Euro. Die alte Zentrale ist nun ein Wohnhaus, in dem einst nach dem Umbau der neue Eigentümer die teuersten Wohnungen der Stadt anbot.
Der Sitz in Eggenberg erinnert an unrühmliche Kapitel der roten Gewerkschaftsund SPÖ-Historie. Auf den ehemaligen
Gründen des roten Supermarkt-Pleitiers Konsum errichtete die Bawag, vor dem Skandal noch Gewerkschaftsbank, ein modernes Bürogebäude. In selbiges zog auch die SPÖ Steiermark ein, die 2005 ihre historische Stätte in der Reselgasse bei der Arbeiterkammer hinter sich gelassen hatte. Die Partei – stets unzufrieden mit den Räumen in Eggenberg – ist schon 2021 in den „Campus Metahof“übersiedelt. Dass die Gewerkschafter an einen Umzug denken, bestätigt ÖGBChef Horst Schachner, zu Details hüllt er sich aber in Schweigen. Nach Recherchen der Kleinen Zeitung dürfte es sich um Neubaupläne auf einem Grundstück an der Ecke Grieskai/ Brückenkopfgasse handeln. Das Areal gehört dem Projektentwickler Bauwerk, der auf dem benachbarten Nikolaiplatz den kleinen güldenen Würfelturm nach Plänen von Architekt Pucher
errichtet hat. Bauwerk-Boss Markus Kovac bestätigt nur, dass er das Grundstück qualitätsvoll entwickeln will und einen internationalen Architektenwettbewerb vorbereitet. All das passiere in enger Abstimmung mit der Stadtplanung und den Welterbe-Hütern der Icomos: Denn der Baugrund an der Mur ist prominent und noch in der Unesco-Welterbezone.
Dass Graz eine neue Bürgermeisterin hat, hat für Schlagzeilen gesorgt – weil Elke Kahr Kommunistin ist. Auf der VP-Internetseite www.nagl.at ist die Welt aber noch so, wie sie der Volkspartei gefällt. Von dieser Homepage lächelt zehn Monate nach seiner Abwahl noch „Bürgermeister Siegfried Nagl“und erzählt über seine Erfolgsprojekte und Visionen. Tatsächlich werde diese Seite auch nicht aus dem Netz verschwinden, sagt ÖVP-GrazGeschäftsführerin Anna Hopper: „Wir wollen sie überarbeiten, sind aber noch nicht dazu gekommen.“Erste Priorität war, die Kommunikation für den neuen Parteichef Kurt Hohensinner auf allen Kanälen in Schwung zu bringen. www.nagl.at werde aber weiterhin zeigen, was Nagl für Graz bewegt habe. tadtchefin Kahr bleibt übrigens unter strenger Beobachtung durch die VP, die fieberhaft nach ideologischen und politischen Fehlgriffen sucht – und auch findet. Nun ärgern sich die Stadtschwarzen einmal mehr über eine mangelnde Trennung von Amt und Partei: liegen doch im Vorzimmer von Kahrs Bürgermeisterbüro Exemplare des KPÖ-Volksblattes auf, um Wartende zu indoktrinieren. „So etwas hätte es unter Nagl nicht gegeben“, grummelt man in der ÖVP.
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