Steirer-Getriebe ohne Zahnräder
Das Grazer Start-up Kraken Innovations denkt Getriebetechnologie völlig neu. Einsatzgebiete sieht man etwa bei Windkraftanlagen.
Start-ups sind längst in aller Munde. Was aber macht diese spezielle „Gattung“von Jungunternehmen eigentlich aus? Nun, gemeinhin sind es drei Eigenschaften. Eine Gründung, die nicht länger als zehn Jahre her ist, die Möglichkeit des schnellen, internationalen Wachstums und nicht zuletzt ein disruptives Produkt oder eine disruptive Dienstleistung.
Eine Verschmelzung all dieser Zuschreibungen lässt sich beim steirischen Start-up Kraken Innovations finden. Besonders stark ausgeprägt scheint das Bestreben, etablierte Technologie zu verändern, gar zu ersetzen. Kraken Innovations etwa hat es auf das Zahnrad in Getrieben abgesehen. Ausgerechnet dieses, eigentlich elementarer Teil ei
nes Getriebes, sei nämlich ein limitierender Faktor. Zu dieser Erkenntnis gelangten Philipp Eisele, Daniel Fürhapter und Michael Michelitsch noch während ihrer Diplomarbeiten am Institut für Fertigungstechnik der Technischen Universität Graz – jetzt versuchen sie den wissenschaftlichen Befund mit unternehmerischem Leben in Form des eigenen Start-ups zu füllen.
Die Getriebe-Lösung der Techniker ist nun eine, die eben ohne Zahnräder für die Leistungsübertragung auskommt. „Wir haben einen Mechanismus entwickelt, welcher einen gleichförmigen Abtrieb und eine hohe Kraftübertragung mittels des Schubkurbelprinzips erzeugt“, beschreibt Geschäftsführer Eisele. Die Folge sei ein „hohes Untersetzungsverhältnis bei kompakter Bauform“. Die übertragbaren Kräfte seien „um ein Vielfaches höher“als bei traditioneller Linienberührung von klassischen Zahnrädern. Dadurch würden „entweder kleinere Anwendungen bei gleicher Stärke oder stärkere Anwendungen bei weniger Bauraum entstehen“, schlussfolgert der Geschäftsführer. Zugleich schafft das Zahnprofil im Inneren des patentierten Getriebesystems zusätzlichen Raum, den die Steirer für Sensorik nutzen wollen.
Diese Kombination wiederum tut zahlreiche Einsatzmöglichkeiten auf, wie man bei Kraken Innovations betont. Stellantriebe von Windkraftanlagen etwa könne man mit „bisher nicht erreichten Leistungswerten ausstatten“. Auch vonseiten der Baumaschinenbranche soll es bereits reges Interesse und erste gemeinsame Projekte geben.
Wie weit das Start-up in der Entwicklung ist? „Das rein mechanische Produkt ist fertig“, erzählt Eisele. Aktuell sei man dabei, „die Sensorik zu integrieren und Optimierungen durchzuführen“. Mit fünf Kunden arbeite man bereits an Vorserienprodukten. Für Anfang 2023 ist der Markteintritt avisiert, mittelfristiges
Ziel ist die Serienproduktion.
Auf Eigentümerseite ist bereits routinierte Unterstützung an Bord. Knapp 14 Prozent des Start-ups gehören der deutschen
Nanotec Electronic.