Überhaupt nicht geil
Es stinkt nach Schweiß und Bier. Die Männermenge grölt: „Ich hab ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler.“Der Traum einer jeden Frau. Sarkasmus Ende.
Der Sommerhit „Layla“von DJ Robin und Schürze wird am Ballermann gefeiert und führt in Österreich und Deutschland die Charts an. Eine Diskussion ist um ihn entbrannt, weil man beschlossen hat, das Lied auf manchen deutschen Volksfesten nicht zu spielen. „Zensur“-Schreie wurden kurz darauf laut, das sei „Cancel Culture“, man schließe ein Kunsterzeugnis gezielt aus. „Layla“ist infolgedessen zu einer Art „Protestsong“mutiert, ganz nach dem Motto: Wir feiern, wie wir wollen, das ist künstlerische Freiheit!
Die Aufregung ist ein guter Anlass. Denn „Layla“ist eine Nummer von vielen – mal Schlager, mal Rap –, deren Texte nur so vor Sexismus triefen. Während DJ Robin und Schürze Prostitution herunterspielen, machen HONK! und Deejay Matze Frauen zu Objekten („Geiler Arsch, geiler Blick, geiles Stück, Anna-Lena“) und Rapper Bonez MC und Gzuz treiben es auf die Spitze: Sie verharmlosen und – noch schlimmer – verherrlichen Vergewaltigung („Baller der Alten die Drogen ins Glas. Hauptsache Joe hat seinen Spaß.“).
Wie kann man nur? Demütigung und Entwürdigung bejubeln, damit einen Haufen Geld machen, auf Kosten von Frauen feiern? Wenn in der Realität, genau wie in den Songtexten gegrölt und gerappt, Frauen Gewalt angetan wird, sie missbraucht und ermordet werden.
Es geht hier nicht nur um Wörter und es geht hier nicht um Kunstfreiheit. Sexistische Songtexte fördern Strukturen, die wir schon seit Langem loswerden wollen. Sie verstärken die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen. Sie machen vor und sie prägen – wenn auch vielleicht unbewusst – im Strandurlaub. Verpackt in einen Ohrwurm, stumpfen sie ab.
Lieder wie „Layla“sind einfach nur unnötig. Musik und Party gehen auch ohne Sexismus: Von „Döp döp döp dödödöp döp döp“(Scooter) bis hin zu „Und ich flieg, flieg, flieg“(Tim Toupet). Das ist geiler.
Anna Stockhammer
Hubert Patterer