Ein Ritter als Naturschutzpionier
Eine Schutzhütte in Ramsau trägt bis heute seinen Namen: Vor mehr als hundert Jahren kämpfte der Forstwissenschaftler Adolf Ritter von Guttenberg gegen den Raubbau an der Natur.
Unter der Feisterscharte auf 2146 Meter Seehöhe liegt das Guttenberghaus. Die Alpenverein-Schutzhütte wurde 1914 eröffnet und ist seither ein beliebter Ausgangspunkt für mittlere bis schwierige Wanderungen im steirischen Dachsteingebirge. Ihren Namen verdankt sie einem Mann, der sein Leben der Natur und ihrem Schutz widmete. Während andere im 19. Jahrhundert den technischen Fortschritt und die Industrialisierung feierten, sorgte sich Adolf Ritter von Guttenberg bereits um gefährdete Tierarten, die Verschmutzung der Gewässer und um die Auswirkungen des Tourismus auf die Natur.
Er entstammte einem alten Adelsgeschlecht aus dem Herzogtum Württemberg. Sein Vater war Forstamtsleiter, sein älterer Bruder Hermann wurde später Landesforstinspektor der Steiermark. Adolf von Guttenberg wurde als eines von vierzehn Kindern 1839 in Tamsweg geboren. Er studierte nach zahlreichen Wohnortwechseln der Familie schließlich an der damaligen oberungarischen Berg- und Forstakademie in Schemnitz (heute Slowakei), danach nahm er eine Stelle im staatlichen Forstdienst in Grubegg und in Mariazell an.
Daraufhin arbeitete Guttenberg als Assistent bei Forstmathematiker Karl Breymann und als Förster in Görz. Dort heiratete er 1869 seine erste Frau Adele, geb.
Engelhardt, mit der er zwei Kinder bekam. Nach ihrem Tod ehelichte Guttenberg ihre jüngere Schwester Elise, mit der er neun weitere Kinder hatte. Er soll ein ausgeprägter Familienmensch gewesen sein. 1873 ernannte man ihn zum königlich-kaiserlichen Oberforstingenieur in Innsbruck. Danach erhielt er eine Professur an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Seine Fachgebiete waren Holzmesskunde, Forsteinrichtung, Statistik, Forstverwaltungslehre und Waldwertberechnung.
Adolf von Guttenberg war in Fachkreisen sehr angesehen. Er vereinte wissenschaftliche Analyse und Praxis. Seine Schriften basierten auf modernen Grundsätzen und er entwickelte innovative Methoden, die noch heute Anwendung finden. Daneben befasste er sich intensiv mit der Waldästhetik, die zur Grundlage seiner Naturschutzgedanken wurde. Seine Schrift „Die Pflege des
Schönen in der Land- und Forstwirtschaft“aus dem Jahr 1889 enthält Formulierungen, die man noch heute in Umwelt- und Naturschutzprogrammen findet. Über zwanzig Jahre lang engagierte er sich in der Sektion Austria des Alpenvereins. 1910 wählte man ihn zum Präsidenten. 1912 rief er den „Österreichischen Verein Naturschutzpark“ins Leben.
Mit dem Ankauf und der Pacht großer Alm- und Weideflächen im Salzburger Stubachtal legte der Verein damals den Grundstein für den heutigen Nationalpark Hohe Tauern. Als begeisterter Fotograf dokumentierte Guttenberg typische Waldformationen und Wuchsformen. Mit seinen Bildern schuf er nicht nur wissenschaftliche Zugänge zur Natur, sondern sensibilisierte die Öffentlichkeit für seine Anliegen. Seine Kollegen an der Hochschule für Bodenkultur in Wien würdigten seine Leistungen und seinen Einsatz, indem sie ihn drei Mal hintereinander zum Rektor wählten. 1911 trat er seinen Ruhestand an, doch er wurde nicht untätig, sondern engagierte sich weiter bei Vereinen und veröffentlichte noch zahlreiche Schriften.
Nach einer diagnostizierten Krebserkrankung verstarb Guttenberg im Jahr 1917 im Alter von 78 Jahren in Wien. Noch heute erinnert im dortigen Türkenschanzpark ein Marmordenkmal an ihn. Sein Grab befindet sich allerdings in Mariazell.