Jubel und Protest
Anna Netrebko sang bei den Schlossfestspielen Regensburg. Demonstranten fragten: „Warum hier?“
Ein hochsommerlich warmer Abend, festliche Stimmung im Schlosshof, Besucher in eleganter Garderobe, auf der Bühne der wohl größte Opernstar der Gegenwart und vor den Toren stiller Protest: Der Auftritt von Anna Netrebko (50) in Regensburg war so umjubelt wie umstritten. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine steht die austro-russische Sängerin in der Kritik. Auftritte in Baden-Baden, Berlin und New York entfallen, andere werden verschoben.
Mitte Mai war Anna Netrebko in Monte Carlo in der Titelrolle von Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“erstmals wieder auf die Opernbühne zurückgekehrt und wurde dabei ebenso gefeiert wie Ende Mai bei einem Konzert in der Mailänder Scala. Jeweils ohne Proteste.
In Regensburg hatten nun Demonstranten Schilder dabei, auf denen unter anderem stand: „Anna, wie wär’s mit einem Benefizkonzert in der Ukraine?“, „Keine Unterstützung dubioser russischer Kulturvertreter“und „Nicht in NY, nicht in Stuttgart, warum hier?“. Ein Plakat zeigte ein älteres Foto der Sopranistin gemeinsam mit Wladimir Putin.
Impresario Reinhard Söll (63) hatte vor dem fast ausverkauften Konzert zwar keine Sicherheitsbedenken, vorsichtshalber hatte er aber zusätzliches Sicherheitspersonal engagiert. Unter den Zuschauern im Schlosshof, wo gestern übrigens der britische Superstar James Blunt (48) sang, war auch Hausherrin Fürstin von
(62).
Für das Publikum stand jedenfalls die Musik im Vordergrund. Netrebko und ihr Ehemann, Tenor Yusif Eyvazov (45), wurden von den Hofer Symphonikern begleitet. Auf dem Programm standen Werke von Verdi, Bizet, Offenbach und Tschaikowsky. Weitere Konzerte der beiden in Köln, Hamburg und Frankfurt sind geplant.