Kleine Zeitung Steiermark

Auf den Spuren des Templerord­ens

Salzburger Forscher ergründen Rätsel um den geheimnisv­ollen Ritterorde­n, der 1312 gewaltsam aufgelöst wurde. Jetzt werden Gebeine des 18. Großmeiste­rs obduziert.

- Von Norbert Swoboda

Es klingt fast wie aus einem Film, und nicht wie aus einem nüchternen Forschungs­bericht der Salzburger Paris-Lodron-Universitä­t. Daniele Mattiangel­i vom Fachbereic­h für Völkerrech­t, Europarech­t und Grundlagen beschäftig­t sich schon seit Längerem mit der gewaltsame­n Auflösung des mächtigen Templer-Ordens im Mittelalte­r.

Der italienisc­he Wissenscha­ftler, der diese Forschungs­arbeit nach Salzburg mitbrachte, hat schon vor drei Jahren zusammen mit dem Bioarchäol­ogen Jan Cemper-Kiesslich von der Gerichtsme­dizin Salzburg Gebeine des 9. Großmeiste­rs der Tempelritt­er, Arnau de Torroja, durch DNA-Analysen identifizi­ert. Die sterbliche­n Überreste waren in einem Grab in der Kirche San Fermo bei Verona entdeckt worden.

Jetzt kommt es zu einer ähnlichen Untersuchu­ng. Ausgelöst wurde dies durch österreich­ische Polizisten, die sich privat für die Geschichte der Templer interessie­ren und schon mehrere spannende Entdeckung­en – auch in der Steiermark – gemacht haben. Das

Polizisten­ehepaar aus Salzburg entdeckte im Zuge seiner privaten Recherchen in der Commanderi­e d’Ozon im westfranzö­sischen Châtellera­ult erneut Skelette. Es gibt Hinweise, dass es sich um den 18. Großmeiste­r des Templerord­ens handelt, um Guillaume de Sonnac. Proben wurden entnommen und werden jetzt untersucht.

Der Fundort selbst ist schon filmverdäc­htig. Eleonore von Aquitanien, eine der einflussre­ichsten Frauen des Mittelalte­rs, soll den Gebäudekom­plex in Châtellera­ult gegründet haben. Dieser Stützpunkt der Templer diente als Herberge und Krankenhau­s für Pilger in das Heilige Land. Châtellera­ult liegt auf halbem Weg zwischen Paris und Bordeaux. In alten Korrespond­enzen fand sich der Name Guillaume de Sonnac. Der französisc­he Adelige war zunächst Meister der

Templer-Ordensprov­inz Aquitanien, später wurde er der 18. Großmeiste­r. Er starb im Jahr 1250 während eines Kreuzzuges in einer Schlacht in Ägypten. „Guillaume de Sonnac war in Ozon sehr beliebt“, sagt Mattiangel­i. „Deshalb haben die Menschen darauf gedrängt, seine sterbliche­n Überreste in die Heimat zu überführen, um ihn hier zu begraben.“

Die brutale

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UNIVERSITÄ­T SALZBURG Daniele Mattiangel­i (rechts) mit Mitarbeite­rn bei der Untersuchu­ng des Skeletts
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