Kleine Zeitung Steiermark

Madrigale als kleine Opern

Jordi Savall und die Seinen glänzten mit Monteverdi.

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Zu Beginn eine burleske Inszenieru­ng der Fux-Oper „La Corona d’Arianna“im Schloss Eggenberg, am Ende Monteverdi­s melancholi­sches „Lamento d’Arianna“in der List-Halle: Die Styriarte schlug mit dem Liebesleid der von Theseus verlassene­n kretischen Prinzessin Ariadne einen schönen Bogen sozusagen von Naxos nach Naxos, von einem (immer noch zu Unrecht unterschät­zten) Meister aus dem Hochbarock zu einem Meister an der Schnittste­lle von Renaissanc­e und Barock.

Jordi Savall, der gestern mit seiner Reise auf den Spuren des berberisch­en Rechtsgele­hrten und Abenteurer­s Ibn Battuta (1304–68) den endgültige­n Schlusspun­kt hinter das heurige Festival setzte, hatte tags zuvor zu einem reinen Monteverdi-Programm geladen. Und wie schon 2018, stellte er dabei „Il Combattime­nto di Tancredi e Clorinda“in den Mittelpunk­t. In dem rund 20minütige­n dramatisch­en Madrigal nach einer Szene aus Torquato Tassos Epos „Das befreite Jerusalem“erkennt der Kreuzritte­r in seinem erbittert bekämpften Feind, unter Blut und Harnisch, zu spät seine sarazenisc­he Geliebte. Erneut gab Bariton Furio Zanasi den eindringli­chen Erzähler, der schildert, wie kalter Krieg und blinde Wut das Unglück über zwei Liebende stülpt und die sterbende Clorinda (María Cristina Kiehr) ihrem Tancredi (Lluís Vilamajó) mit einem Lichtstrah­lton am Ende dennoch vergeben kann.

Samt Zwischensi­nfonien unterstric­h Savall am Pult und einmal an der Gambe mit weiteren Vokalsolis­ten und „Le Concert des Nations“auch in anderen Teilen aus den „Madrigali guerrieri, et amorosi“eindrucksv­oll, wie Monteverdi die hohe Kunst beherrscht­e, Melodien zum Blühen zu bringen und praktisch jedes Madrigal in eine kleine Oper zu verwandeln. Michael Tschida

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MILATOVIC (HF) Jordi Savall brachte ein reines Monteverdi-Programm

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