Kleine Zeitung Steiermark

Auftragski­ller wider WiIlen

In „Barry“spielt Bill Hader einen Auftragsmö­rder, der unter die Schauspiel­er geht. Die dritte Staffel läuft nun hierzuland­e auf Sky.

- Von Christian Pogatetz

Den Amerikaner Bill Hader (44) kennt man eigentlich aus dem komödianti­schen Fach. Seine Beteiligun­g an „Saturday Night Live“legte den Grundstein für seine Karriere, Nebenrolle­n in Erfolgskom­ödien wie „Superbad“machten ihn internatio­nal bekannt. Seit dem Jahr 2018 zeigt sich der Komiker aber von einer ungewohnt ernsten Seite – und das sowohl vor als auch hinter der Kamera.

In der von ihm geschaffen­en HBO-Serie „Barry“(Sky) verkörpert Hader Barry Berkman, einen Auftragsmö­rder mit besonderen Ambitionen. Seiner Tötungsbeg­abung wegen ließ sich der Ex-Marine nach einer Stationier­ung in Afghanista­n zu einer kriminelle­n Karriere verführen. Tagein, tagaus dasselbe: Barry ist unzufriede­n mit seiner

Profession und sehnt sich nach einem neuen Sinn im Leben.

Als er für einen Auftrag nach Los Angeles geschickt wird, glaubt er, seine wahre Berufung entdeckt zu haben. Über Umwege stolpert er in die Schauspiel­schule von Gene Cousineau (großartig TV-Legende Henry Winkler) und erlebt einen Moment der Erleuchtun­g. Unter einem Bühnenname­n will der deprimiert­e Berufskill­er zum großen Mimen avancieren. Seine wahre Identität soll ein Geheimnis bleiben, seine kriminelle Vergangenh­eit ihn jedoch immer wieder holt ein.

Das mit einem Emmy prämierte Serienproj­ekt von Bill Hader mag noch als Comedy klassifizi­ert werden. Wer sich aber eine Aneinander­reihung von Schenkelkl­opfern erhofft, ist an der falschen Adresse. Mühelos wechselt die Dramedy zwischen morbider Komik und tiefergehe­ndem Charakterd­rama. In einem Moment sorgt Mafiosi-Softie NoHo Hank (Anthony Carrigan: urkomisch) für große

Lacher, im nächsten droht der Protagonis­t an der Last der eigenen Schuld zu zerbrechen. Das Verhältnis zwischen Komik und Tragik wird mit jeder neuen Staffel zunehmend kleiner.

In der aktuellen dritten Staffel dringt die Serie in besonders düstere Ecken vor. Der Mythos des vermeintli­ch „coolen“Antihelden wird dekonstrui­ert, Sympathien für die Hauptfigur schwinden dahin. Hader beweist sich als Schauspiel­er wie Regisseur als wandelbare­s Talent: Die trockene Situations­komik sitzt, die ernsten Momente erreichen die Intensität von Prestigedr­amen à la „Breaking Bad“. Kreative Zwischenei­nfälle sorgen für einen erfrischen­den Hauch von Unberechen­barkeit. Und das ist selbst im „goldenen“Zeitalter des Fernsehens ein rares Vergnügen. „Barry“, zu sehen auf Sky

empfiehlt

 ?? IMAGO, SKY ?? Ein Serienkill­er, der gar keiner sein möchte. Bill Hader ringt als titelgeben­de Figur mit der eigenen Schuld der Vergangenh­eit, kann sich aber nicht gänzlich von dieser trennen
IMAGO, SKY Ein Serienkill­er, der gar keiner sein möchte. Bill Hader ringt als titelgeben­de Figur mit der eigenen Schuld der Vergangenh­eit, kann sich aber nicht gänzlich von dieser trennen

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