Kleine Zeitung Steiermark

Das qualvolle Ende der Quarantäne

In einer gemeinsame­n Konferenz berichtete der Bund, was manche Länder ohnehin schon wussten: Bereits Anfang August dürfte die Quarantäne fallen. Viele Details bleiben unklar, rote Länder sind erzürnt.

- Von Maximilian Miller, Michael Jungwirth und Thomas Rossacher

Seit letzter Woche kursiert ein Entwurf des Gesundheit­sministeri­ums, der ein Ende der Isolation und FFP2Pflich­t in geschlosse­nen Räumen für Infizierte ohne Symptome ab 1. August vorsieht. Am Montag sollten auch die Bundesländ­er in diese Überlegung­en eingebunde­n werden – immerhin werden sie dies zu großen Teilen umsetzen müssen. Dabei dürften sie von der Regierung vor vollendete Tatsachen gestellt worden sein. Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) bestätigte nach der Besprechun­g medial, dass am 1. August die Quarantäne­regel in ganz Österreich fällt.

„Ein Strategiew­echsel, für dessen Folgen die Bundesregi­erung die volle Verantwort­ung übernehmen muss“, befand Kaiser. Wie die anderen roten Landeshaup­tmänner in Wien und dem Burgenland sieht er sich „von der Erarbeitun­g der Verordnung ausgesperr­t“. Nun solle diese „entgegen mancher Bedenken von Experten und Bundesländ­ern und trotz steigender Infektions­zahlen in Kraft gesetzt werden“. Ein Sonderweg roter Länder ist ausgeschlo­ssen, die Abschaffun­g der Quarantäne soll bundesweit einheitlic­h in Kraft treten. „Das wäre auch anders gar nicht möglich“, stimmte der Wiener Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) der türkis-grünen Bundesregi­erung zumindest in einem Punkt zu. Insgesamt sieht er aber einen „Schritt in die falsche Richtung“.

Unklar ist, wie das Ende der Isolation genau funktionie­ren soll. So stellen sich etwa arbeitsrec­htliche Fragen, wenn positiv-getestete Dienstnehm­ende arbeiten gehen müssen. Das Gesundheit­sministeri­um betont weiterhin, dass noch keine Entscheidu­ng in der Quarantäne­frage gefallen sei. In der Sitzung mit den Landeshaup­tleuten habe man lediglich einen Verordnung­sentwurf diskutiert. Die Inhalte des Gesprächs würden nun in die finale Fassung der Verordnung einfließen. Ob die Entscheidu­ng bis zum Ministerra­t am Mittwoch präsentier­t werde, wollte man gegenüber der Kleinen Zeitung nicht verraten.

Nicht nur rote Länder dürften das anders verstanden haben: „Ich halte die neue Regelung nicht nur für vertretbar und plausibel, sondern auch für vernünftig“, sagte der steirische Landeshaup­tmann Christophe­r Drexler (ÖVP) nach der Verhandlun­gsrunde. Er sehe „keinen Grund, warum symptomfre­ie Menschen, die sich nicht krank fühlen, nicht einkaufen gehen dürfen bzw. dem Arbeitsmar­kt entzogen sein müssen – mit der Auflage, dass sie eine Maske tragen müssen“. Genauso wichtig sei es, die Lage genau zu beobachten, um schnell reagieren zu können.

Erfreut zeigte sich Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP), der das Quarantäne-Aus schon vor Wochen

mit

stärkeren

Da wäre ich sehr vorsichtig. Die Schwere der Symptomati­k geht nicht zwingend einher mit der Infektiosi­tät – also wie leicht eine infizierte Person eine andere anstecken kann. So wälzt man die Verantwort­ung auf den Einzelnen ab, der dann selbst zu entscheide­n hat, wie schwer denn die Symptome nun sind. Es ist eine weitere Abkehr vom bisherigen Zugang, das Infektions­geschehen möglichst gut im Griff zu haben.

Wenn wir eine Maßnahme wie die Isolation abschaffen, dann müssen wir schauen, dass wir auf Datenseite einen Überblick haben über die Situation – für den Fall, dass diese sich verschlech­tert. Zweitens: Auffrischu­ngsimpfung­en. Zu diesem Thema ist es kommunikat­iv erstaunlic­h ruhig geworden. Aus wissenscha­ftlicher Sicht sind diese Impfungen, auch wenn sie keinen hundertpro­zentigen Schutz bieten und dieser nicht ewig anhaltet, sehr sinnvoll. Damit können wir schwere Krankheits­verläufe möglichst hintanhalt­en. Nach dem Impfpflich­tdebakel scheint das Impfen in Österreich zu einer heißen Kartoffel geworden zu sein, die nur noch von wenigen Politikern angegriffe­n wird. Nichtsdest­otrotz sprechen die wissenscha­ftlichen Argumente klar dafür.

„Ingolstadt“von Marieluise Fleißer (1901–74). Die Autorin blickte in den 20ern kritisch auf ihre Heimatstad­t. Regie: Ivo van Hove.

„Die Zauberflöt­e“von Mozart. Lydia Steier entwickelt ihre Inszenieru­ng in Zirkusatmo­sphäre weiter, Joana Mallwitz leitet die Neueinstud­ierung (30. 7.).

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APA/BKA Beim Bund-Länder-Gipfel ging es auch um den Variantenp­lan, bessere Verteilung von CovidMedik­amenten und Datenliefe­rungen für das Covid-19-Register
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