Das qualvolle Ende der Quarantäne
In einer gemeinsamen Konferenz berichtete der Bund, was manche Länder ohnehin schon wussten: Bereits Anfang August dürfte die Quarantäne fallen. Viele Details bleiben unklar, rote Länder sind erzürnt.
Seit letzter Woche kursiert ein Entwurf des Gesundheitsministeriums, der ein Ende der Isolation und FFP2Pflicht in geschlossenen Räumen für Infizierte ohne Symptome ab 1. August vorsieht. Am Montag sollten auch die Bundesländer in diese Überlegungen eingebunden werden – immerhin werden sie dies zu großen Teilen umsetzen müssen. Dabei dürften sie von der Regierung vor vollendete Tatsachen gestellt worden sein. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bestätigte nach der Besprechung medial, dass am 1. August die Quarantäneregel in ganz Österreich fällt.
„Ein Strategiewechsel, für dessen Folgen die Bundesregierung die volle Verantwortung übernehmen muss“, befand Kaiser. Wie die anderen roten Landeshauptmänner in Wien und dem Burgenland sieht er sich „von der Erarbeitung der Verordnung ausgesperrt“. Nun solle diese „entgegen mancher Bedenken von Experten und Bundesländern und trotz steigender Infektionszahlen in Kraft gesetzt werden“. Ein Sonderweg roter Länder ist ausgeschlossen, die Abschaffung der Quarantäne soll bundesweit einheitlich in Kraft treten. „Das wäre auch anders gar nicht möglich“, stimmte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) der türkis-grünen Bundesregierung zumindest in einem Punkt zu. Insgesamt sieht er aber einen „Schritt in die falsche Richtung“.
Unklar ist, wie das Ende der Isolation genau funktionieren soll. So stellen sich etwa arbeitsrechtliche Fragen, wenn positiv-getestete Dienstnehmende arbeiten gehen müssen. Das Gesundheitsministerium betont weiterhin, dass noch keine Entscheidung in der Quarantänefrage gefallen sei. In der Sitzung mit den Landeshauptleuten habe man lediglich einen Verordnungsentwurf diskutiert. Die Inhalte des Gesprächs würden nun in die finale Fassung der Verordnung einfließen. Ob die Entscheidung bis zum Ministerrat am Mittwoch präsentiert werde, wollte man gegenüber der Kleinen Zeitung nicht verraten.
Nicht nur rote Länder dürften das anders verstanden haben: „Ich halte die neue Regelung nicht nur für vertretbar und plausibel, sondern auch für vernünftig“, sagte der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) nach der Verhandlungsrunde. Er sehe „keinen Grund, warum symptomfreie Menschen, die sich nicht krank fühlen, nicht einkaufen gehen dürfen bzw. dem Arbeitsmarkt entzogen sein müssen – mit der Auflage, dass sie eine Maske tragen müssen“. Genauso wichtig sei es, die Lage genau zu beobachten, um schnell reagieren zu können.
Erfreut zeigte sich Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), der das Quarantäne-Aus schon vor Wochen
mit
stärkeren
Da wäre ich sehr vorsichtig. Die Schwere der Symptomatik geht nicht zwingend einher mit der Infektiosität – also wie leicht eine infizierte Person eine andere anstecken kann. So wälzt man die Verantwortung auf den Einzelnen ab, der dann selbst zu entscheiden hat, wie schwer denn die Symptome nun sind. Es ist eine weitere Abkehr vom bisherigen Zugang, das Infektionsgeschehen möglichst gut im Griff zu haben.
Wenn wir eine Maßnahme wie die Isolation abschaffen, dann müssen wir schauen, dass wir auf Datenseite einen Überblick haben über die Situation – für den Fall, dass diese sich verschlechtert. Zweitens: Auffrischungsimpfungen. Zu diesem Thema ist es kommunikativ erstaunlich ruhig geworden. Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Impfungen, auch wenn sie keinen hundertprozentigen Schutz bieten und dieser nicht ewig anhaltet, sehr sinnvoll. Damit können wir schwere Krankheitsverläufe möglichst hintanhalten. Nach dem Impfpflichtdebakel scheint das Impfen in Österreich zu einer heißen Kartoffel geworden zu sein, die nur noch von wenigen Politikern angegriffen wird. Nichtsdestotrotz sprechen die wissenschaftlichen Argumente klar dafür.
„Ingolstadt“von Marieluise Fleißer (1901–74). Die Autorin blickte in den 20ern kritisch auf ihre Heimatstadt. Regie: Ivo van Hove.
„Die Zauberflöte“von Mozart. Lydia Steier entwickelt ihre Inszenierung in Zirkusatmosphäre weiter, Joana Mallwitz leitet die Neueinstudierung (30. 7.).