Festival in den Zeiten des Krieges
Auch bei den Salzburger Festspielen spürt man die Krisen der Gegenwart. Nicht nur als Reflexionsgegenstand, sondern konkret mit der Diskussion um den Dirigenten der Eröffnungspremiere.
Jetzt hat er sich also doch geäußert: „Demokratie. Dieses Wort bedeutet mir viel. Es bedeutet, dass jeder Mensch über sich selbst entscheiden kann“, sagte Teodor Currentzis in einem Interview mit Ioan Holender für „ServusTV“. Derartige Entscheidungen seien „zu akzeptieren und zu respektieren. Nur wenn wir so denken, kommen wir voran und können die Zukunft verbessern.“
Ein solches Plädoyer ist auch in eigener Sache zu verstehen: Seit Monaten steht der grecorussische Dirigent im Mittelpunkt der Diskussion. Currentzis habe nicht klar genug gegen Wladimir Putins Angriffskrieg in der Ukraine Stellung bezogen, heißt es da etwa. Manchen gilt der Umstand, dass eine russische Staatsbank sein Orchester und den Chor MusicAeterna als zureichender Disqualifizierungsgrund im Musikbetrieb in Westeuropa.
Currentzis selbst beharrte lange darauf, nur durch Musik zu sprechen. Markus Hinterhäuser, Intendant der Festspiele, unterstützt ihn dabei: Letzte Woche dirigierte der 50-Jährige das Eröffnungskonzert der „Ouverture spirituelle“, mit der das Festival einbegleitet wird – und zwar Schostakowitschs Symphonie Nr. 13, gemeinhin als Abrechnung mit Diktatur, Antisemitismus und politischer Verfolgung gehandelt.
Für den Kritiker der Kleinen Zeitung ein Beweis dafür, „dass Kunst mehr Wucht entwickeln kann als wohlfeile Distanzierungen von Diktatoren“. Aber nicht allen reicht das als Statement. Entsprechend gespannt wird erwartet, welche Worte Schriftsteller Ilija Trojanow heute in seiner Eröffnungsrede bei den Festspielen zur Lage finden wird. Seine Rede trägt den Titel „Der Ton des Krieges, die Tonarten des Friedens“. Im Vorfeld kündigte Trojanow an, es werde darin „um das Verhältnis zwischen Kunst und Macht gehen.“Dabei halte er es aber nicht für die Aufgabe der Künstler und Intellektuellen, „Analysen über Waffenarten abzugeben und Empfehlungen über Flugverbotszonen.“Ihre Angelegenheit sei es, „die grundsätzsponsert, lichen Vorbedingungen zu analysieren und die Eintönigkeit des Krieges zu konterkarieren.“Denn: „Kunst, wenn sie gelingt, lässt sich nicht propagandistisch instrumentalisieren.“
Wie auch immer: Dass sich das Festival den bedrängenden Fragen in der Folge des Krieges stellen muss, ist offensichtlich. Intendant Hinterhäuser nennt Pandemie, Klimakrise und den „für niemanden vorstellbaren“Krieg mitten in Europa als beherrschende Themen: „All dies hat Auswirkungen auf uns und
Die Gästeliste ist auch heuer wieder so lang wie imposant: Lars Eidinger, Verena Altenberger & Co im „Jedermann“natürlich, Wiener oder Berliner Philharmoniker, Daniel Barenboim oder Herbert Blomstedt, Diana Damrau oder Jonas Kaufmann (Foto), Cecilia Bartoli und Rolando Villazón, Patricia Kopatchinskaja oder Daniil Trifonov, Quatuor Ébène oder ...