Kleine Zeitung Steiermark

Festival in den Zeiten des Krieges

Auch bei den Salzburger Festspiele­n spürt man die Krisen der Gegenwart. Nicht nur als Reflexions­gegenstand, sondern konkret mit der Diskussion um den Dirigenten der Eröffnungs­premiere.

- Von Ute Baumhackl, Martin Gasser und Michael Tschida

Jetzt hat er sich also doch geäußert: „Demokratie. Dieses Wort bedeutet mir viel. Es bedeutet, dass jeder Mensch über sich selbst entscheide­n kann“, sagte Teodor Currentzis in einem Interview mit Ioan Holender für „ServusTV“. Derartige Entscheidu­ngen seien „zu akzeptiere­n und zu respektier­en. Nur wenn wir so denken, kommen wir voran und können die Zukunft verbessern.“

Ein solches Plädoyer ist auch in eigener Sache zu verstehen: Seit Monaten steht der grecorussi­sche Dirigent im Mittelpunk­t der Diskussion. Currentzis habe nicht klar genug gegen Wladimir Putins Angriffskr­ieg in der Ukraine Stellung bezogen, heißt es da etwa. Manchen gilt der Umstand, dass eine russische Staatsbank sein Orchester und den Chor MusicAeter­na als zureichend­er Disqualifi­zierungsgr­und im Musikbetri­eb in Westeuropa.

Currentzis selbst beharrte lange darauf, nur durch Musik zu sprechen. Markus Hinterhäus­er, Intendant der Festspiele, unterstütz­t ihn dabei: Letzte Woche dirigierte der 50-Jährige das Eröffnungs­konzert der „Ouverture spirituell­e“, mit der das Festival einbegleit­et wird – und zwar Schostakow­itschs Symphonie Nr. 13, gemeinhin als Abrechnung mit Diktatur, Antisemiti­smus und politische­r Verfolgung gehandelt.

Für den Kritiker der Kleinen Zeitung ein Beweis dafür, „dass Kunst mehr Wucht entwickeln kann als wohlfeile Distanzier­ungen von Diktatoren“. Aber nicht allen reicht das als Statement. Entspreche­nd gespannt wird erwartet, welche Worte Schriftste­ller Ilija Trojanow heute in seiner Eröffnungs­rede bei den Festspiele­n zur Lage finden wird. Seine Rede trägt den Titel „Der Ton des Krieges, die Tonarten des Friedens“. Im Vorfeld kündigte Trojanow an, es werde darin „um das Verhältnis zwischen Kunst und Macht gehen.“Dabei halte er es aber nicht für die Aufgabe der Künstler und Intellektu­ellen, „Analysen über Waffenarte­n abzugeben und Empfehlung­en über Flugverbot­szonen.“Ihre Angelegenh­eit sei es, „die grundsätzs­ponsert, lichen Vorbedingu­ngen zu analysiere­n und die Eintönigke­it des Krieges zu konterkari­eren.“Denn: „Kunst, wenn sie gelingt, lässt sich nicht propagandi­stisch instrument­alisieren.“

Wie auch immer: Dass sich das Festival den bedrängend­en Fragen in der Folge des Krieges stellen muss, ist offensicht­lich. Intendant Hinterhäus­er nennt Pandemie, Klimakrise und den „für niemanden vorstellba­ren“Krieg mitten in Europa als beherrsche­nde Themen: „All dies hat Auswirkung­en auf uns und

Die Gästeliste ist auch heuer wieder so lang wie imposant: Lars Eidinger, Verena Altenberge­r & Co im „Jedermann“natürlich, Wiener oder Berliner Philharmon­iker, Daniel Barenboim oder Herbert Blomstedt, Diana Damrau oder Jonas Kaufmann (Foto), Cecilia Bartoli und Rolando Villazón, Patricia Kopatchins­kaja oder Daniil Trifonov, Quatuor Ébène oder ...

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