Skurrile Songs und die Kunst der Stille
Gut gereihte Konfrontationen hatten so manchen Höhepunkt. Vor einem fast wieder vollständigen Publikum.
Die Schweizer Pianistin Magda Mayas, die in einem Band-Debüt mit Franz Hautzinger (Trompete) und Burkhard Stangl (Gitarre) ein konzentriert knappes, aber klangbewusstes Konzert auf extrem langsamem Puls ausbreitete, war einer von vielen Publikumserfolgen dieser 42. Konfrontationen in Nickelsdorf.
Das legendäre Festival für Improvisationsmusik und Errungenschaften des Free Jazz hatte diesmal aber auch Griffiges zur Hand und kaum Zeit für Unentschlossenheit. Schon zum Auftakt hatte das französische Quartett Brique mit Sängerin Bianca Iannuzzi, ein Mix aus Punk-Sirene und früher Yma Sumac, hübsch skurrile Songs als Erfrischung gegen die erdrückende Schwüle parat.
Das Sestetto Internazionale rund um die virtuosen Sopransaxophonisten Gianni Mimmo und Harri Sjöström begeisterte mit sperriger Lyrik und der Kunst der Stille.
Tags darauf durchzog das US-Quartett Black Top mit bisweilen hart groovender
Gangart ein von afrikanischen Elementen eingefärbtes FreeJazz-Panorama.
Ganz im Gegensatz zu Pat Thomas, dem stürmischen Pianisten dieses schillernden Quartetts, hat sich Dieter Glawischnig eher im zurückgelehnten Begleitmodus und als motivischer Impulsgeber empfohlen. Immerhin war seine sich verausgabende Duo-Partnerin, die Linzerin Tanja Feichtmair am Altosax, an Intensität nicht mehr zu übertreffen. Ein kongeniales Duo, das auch mit einigen versöhnlichen Tönen kokettierte. Das späte Debüt des 84-jährigen Grazer Pianisten geriet auch gleich zu einem Höhepunkt des Festivals.
Diesem folgte das US-Trio Silt: erdige Jazzimprovisation mit einsickerndem AfroGroove, ruhig und mit berückender Unaufgeregtheit.
Bevor dann Trompeter Luís Vicente und Saxophonist John Dikeman im Quartett das Publikum mit ausgelassener freier Jazzphilosophie in die pannonische Nacht entließen.
Otmar Klammer