„Jetzt ist die Zeit zu zeigen, wie wir sind“
Nicht nur Festredner Ilija Trojanow, auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen sorgte beim Festakt in Salzburg für Aufsehen: „Es gibt kein Zurück in die gute alte Zeit. Es braucht ein grundlegendes Umdenken, wenn wir diese Krise erfolgreich bewältigen wollen“, stellte er in seiner Eröffnungsrede fest.
„Unsere Demokratie wird angegriffen. Mit hoher Aggression und Vernichtungswut“, sagte der Bundespräsident. „Wir befinden uns in dieser Lage, weil ein Diktator es nicht ertragen kann, dass Menschen in individueller Freiheit und Unabhängigkeit leben wollen.“In der Ukraine werde um das gekämpft und gestorben, „woran wir glau- ben. Um unsere Wer- te! Um unsere Art zu leben. Um unseren Frieden. Und um unsere Freiheit“, so Van der Bellen, der auch auf die Konsequenzen politischen Handelns hinwies: „Jetzt die Sanktionen zu beenden, zurückzuweichen, würde bedeuten, das Recht des Stärkeren zu akzeptieren. Und warum sollte der vermeintlich Stärkere dann aufhören, sich auch künftig den Raum zu nehmen, den er will? Wir würden künftig einen noch höheren Preis bezahlen.“Man müsse wohl davon ausgehen, dass Putin in seinem „imperialistisch geprägten Krieg“die Gaslieferungen in den Westen „weiter drosselt und diese möglicherweise sogar einstellt, wenn es ihm gefällt“.
Die Konsequenz: „Es liegen herausfordernde Jahre für uns, unser Gemeinwesen und für unsere demokratischen Institutionen vor uns.“Das sei nur durch europäischen Zusammenhalt zu bewältigen, durch unabhängige Energieversorgung – und durch Solidarität im Land: „Wir alle gemeinsam sollten jetzt damit beginnen, den Überfluss dort zu reduzieren, wo es möglich ist, damit wir im Winter das Notwendige für alle aufrechterhalten können. Jede und jeder, so gut er oder sie eben kann.“Und das bedeute eben auch, den Energiehaushalt anders zu organisieren und „auf neue, autarke und nebenbei klimafreundliche Beine“zu stellen. „Österreich kann das. Und Europa kann das“, so Van der Bellen. „Jetzt ist die Zeit zu zeigen, wie wir sind. Wie wir wirklich sind, wenn es darauf ankommt. Jetzt ist die Zeit für Solidarität.“