Kleine Zeitung Steiermark

Sparplan mit dem Mut zur Lücke

In Rekordzeit einigten sich die EU-Länder auf den Gas-Notfallpla­n mit 15 Prozent Einsparung­sziel. Gegen die Stimme Ungarns, und mit einer Reihe von Ausnahmen.

- Von Andreas Lieb, Brüssel

Mitte voriger Woche präsentier­te die EU-Kommission ihren Notfallpla­n für den Fall ausbleiben­der russischer Gaslieferu­ngen: Jedes Land solle freiwillig zwischen 1. August und 31. März 15 Prozent des Durchschni­ttsGasverb­rauchs der letzten fünf Jahre einsparen. Scheren zu viele aus, wollte die Kommission per Gesetz nachhelfen.

Innerhalb weniger Tage gab es nun eine Einigung auf das Paket, das kommt nicht oft vor. Allerdings mit einigen Anpassunge­n bzw. „Verwässeru­ngen“, wie Kritiker meinen. Die europäisch­e Solidaritä­t wurde immerhin deutlich: Den Beschluss tragen alle EU-Länder mit – ausgenomme­n Ungarn, das sich im Kreis der EU-Länder zunehmend isoliert. Für Energiemin­isterin Leonore Gewessler (Grüne) ist der Kompromiss jedenfalls ein wichtiges Zeichen: „Europa lässt sich nicht spalten, wir halten Putins perfider Strategie stand. Die Mitgliedss­taaten haben sich heute darauf geeinigt, dass wir auch im Ernstfall aufeinande­r schauen. Wir werden auch in der Krise solidarisc­h sein“, ist die Ministerin überzeugt. Es seien keine einfachen Gespräche gewesen: „Das war uns allen klar. Aber am Ende zählt das Ergebnis.“

Entgegen dem Entwurf wurde allerdings der rechtliche Zugriff der Kommission erschwert. Halten sich zu wenig Länder an das Ziel, müssen zunächst fünf Länder aktiv werden und den Rat anrufen, der dann wiederum erst mit qualifizie­rter Mehrheit verbindlic­he Maßnahmen einfordern kann.

Ausgenomme­n von den Sparzielen sind die Inseln Zypern, Malta und Irland sowie die iberische Halbinsel; deshalb, weil sie außerhalb der Gasverbund­netze liegen und eine Reduktion des Energiever­brauchs nicht zum Vorteil anderer Länder genutzt werden kann. Weitere Ausnahmen soll es für jene geben, die für andere Gas einlagern, von einer akuten Krise bedroht sind oder die Energie dringend benötigen. Die baltischen Staaten etwa sind mit dem russischen Stromnetz verlinkt – fällt das aus, brauchen sie mehr Gas für Strom.

Vorerst gilt der Plan, der formal noch von den EU-Ländern unterferti­gt werden muss, für ein Jahr. Die Maßnahme reicht, um einen teilweisen Entfall der Lieferunge­n abzufangen – nicht aber für einen Totalausfa­ll, wie EU-Kommissari­n Kadri Simson

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