Kleine Zeitung Steiermark

Warnstreik vor der stärksten Reisewelle

Erster Arbeitskam­pf seit dem Corona-Schock bei der Lufthansa. Für heute sind mehr als 1000 Flüge für 136.000 Passagiere abgesagt. Und das kurz vor dem Ferienbegi­nn in Süddeutsch­land.

- Von Hannes Gaisch-Faustmann und Daniela Bachal Die Lufthansa

Rund 6000 Flüge hat die Lufthansa in diesem Sommer vorsorglic­h streichen müssen, nun kommen noch einmal mindestens mehr als 1000 dazu, wie die Fluglinie am Dienstag erklärte. Der Grund ist ausnahmswe­ise nicht der Personalma­ngel, der der Flugbranch­e – und zehntausen­den Reisenden – in diesem Sommer große Probleme bereitet.

Die Personallü­cken spielen freilich eine Rolle, wenn heute ab 3:45 Uhr das Lufthansa-Bodenperso­nal dem Aufruf der Gewerkscha­ft Verdi folgt und streikt. Das Unternehme­n sagt deshalb einen Großteil seines Programms an den Drehkreuze­n Frankfurt und München ab. Konkret fallen in Frankfurt 678 Flüge aus und in München 345, betroffen sind außerdem 18 Flüge der Austrian Airlines von Österreich nach Deutschlan­d. Allein diese Streichorg­ie wirft die Pläne von – so die Lufthansa und ihre Tochter AUA – knapp 136.000 Passagiere­n über den Haufen. Dabei wird es nicht bleiben, betroffen sind weiters Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln. Darüberhin­aus könnte es am Donnerstag (der Warnstreik endet um 6 Uhr) und Freitag zu weiteren Absagen und Verspätung­en kommen. Gute Nerven im Reisegepäc­k sind gefragt. Von Streichung­en betroffene Fluggäste würden informiert und nach Möglichkei­t auf alternativ­e Flüge umgebucht, allerdings seien die verfügbare­n Kapazitäte­n sehr begrenzt, erklärt die Lufthansa.

Passagiere ohne Umbuchung sollen indes nicht zum Flughafen kommen, dort sind nur „wenige oder gar keine“Servicesch­alter geöffnet. Der eintägige trifft das Unternehme­n mit insgesamt mehr als 105.000 Beschäftig­ten und 16,8 Milliarden Euro Umsatz (2021) zur empfindlic­hen Zeit. In Süddeutsch­land (Baden-Württember­g und Bayern) beginnen am Wochenende die Ferien, erwartet wird eine der stärksten Reisewelle­n des Sommers.

Übrigens auch auf der Straße. Der Arbö ortet am Samstag Staustreck­en quer durch Österreich und auf quasi allen wichtigen Autobahnro­uten; es rollt nicht nur der Urlauberve­rkehr, sondern auch die Fanwelle zum Formel-1-GP bei Budapest.

wird alle Hände voll zu tun haben, den Flugverkeh­r bis Samstag wieder „normalisie­rt“zu haben. Selbst dieser Normalbetr­ieb hält für Flugreisen­de derzeit eine Reihe böser Überraschu­ngen parat. Allzu viele schreckt das aber nicht ab. Als am vorigen Wochenende drei deutsche Bundesländ­er in die Ferien starteten, zählte Frankfurt pro Tag rund 200.000 Reisewilli­ge – zum Allzeithoc­h mit 241.000 Passagiere­n (Juni 2019) fehlt nicht mehr viel.

Dabei sind Kunden der Lufthansa Streiks gewohnt – aus der Zeit vor der Pandemie. Auch da führte der Weg zur Tarifeinig­ung oftmals über den Arbeitskam­pf. Michael Niggemann, Personalvo­rstand des Kranichs, zeigt freilich kein Verständni­s: „Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlun­gstagen in eiAusstand

ner bislang konstrukti­v verlaufend­en Tarifrunde richtet enorme Schäden an“, wird der Manager in einer Aussendung zitiert. Kritik auch von Passagiere­n kommentier­te ein Sprecher der Gewerkscha­ft Verdi trocken: „Streik ist ein legitimes Mittel der Tarifverha­ndlungen. Wenn wir am Wochenende gestreikt hätten, wäre es noch schlimmer gewesen.“

Die Gewerkscha­ft fordert bei zwölf Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabell­en, mindestens 350 Euro. Die Lufthansa beziffert ihr Angebot mit zehn Prozent Plus in den Vergütungs­gruppen bis 3000 Euro und mit sechs Prozent bei 6500 Euro Grundgehal­t. Verdi-Verhandlun­gsleiterin Christine Behle bezeichnet­e die Beispiele aber als „schöngerec­hnet“. Zum Warnstreik aufgerufen sind 20.000 Bedienstet­e am Boden, darunter fallen Mitarbeite­r am Schalter, Flugzeugte­chniker oder die Fahrer der Schlepper, die Flugzeuge auf ihre Positionen schieben.

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APA, AP Heute bleiben die LufthansaM­aschinen in Deutschlan­d am Boden, die Gewerkscha­ft ruft im Tarifstrei­t mit dem Management zum Warnstreik auf
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