Als wäre das Rennen aus Graz nie weg gewesen
Beim 25. Altstadt-Kriterium sicherte sich Superstar Geraint Thomas wenige Tage nach Rang drei bei der Tour de France den Sieg in Graz.
Nach 15 Jahren des Wartens machte das Altstadt-Kriterium wieder Station in Graz und das Zuschauerinteresse, das war bei der JubiläumsAuflage (zum 25. Mal fand das Kriterium statt) groß. Entlang des 980 Meter langen Rundkurses durch die Landeshauptstadt waren die ersten Radsport-Fans schon um 16.30 Uhr versammelt, um die Jugendrennen und den Frauen-Bewerb zu sehen. Veronika Windisch (Cookina Graz) sicherte sich den erhofften Heimsieg bei den Frauen. „Es fühlt sich gut an, hier gewonnen zu haben“, sagte die 40Jährige. „Aber es war sehr hart. Am Anfang, als die Kleinen vorneweg gefahren sind, habe ich gedacht, es wird ein Aufwärmen. Aber die haben gleich ordentlich angezogen“, sagte die ehemalige Olympia-Teilnehmerin im Shorttrack. Die „Kleinen“, das waren die U13-, U15und U17-Fahrerinnen und Fahrer, die in den ersten Runden vor den Frauen gefahren waren, bevor die weibliche Elite das Rennen so richtig aufnahm. „Es war immer schon ein Traum, beim Kriterium in Graz zu fahren. Ich hoffe, dass es nicht das erste und letzte Mal war.“Mit Carina Schrempf radelte eine weitere Cookina-Fahrerin auf den dritten Platz. „Es war eine super Teamleistung, auch wenn ich jetzt im Vordergrund stehe“, lobte Windisch ihre Teamkolleginnen. Zweite wurde Stefanie Paul aus Deutschland.
Bei den Handbikern war der dreifache Paralympics-Silbermedaillengewinner Thomas Frühwirth (TUS Feldbach) nicht zu besiegen. „Die Atmosphäre war richtig lässig. Es macht einfach Freude, wenn so viele Leute an der Strecke sind und anfeuern“, sagte der 40Jährige. „Ich bin am Anschlag gefahren, damit die Show groß ist. Es sollte ja auch ein Training für das Zeitfahren im Weltcup und die kommende WM sein.“
Der große Höhepunkt war dann mit dem Elite-Rennen der Männer auch gleichzeitig der Abschluss des KriteriumComebacks. Angeführt von Geraint Thomas (Interview Seite 52) ging das Teilnehmerfeld in die 60 zu absolvierenden Runden. Pünktlich zum Start spielte auch das Wetter wieder mit, der Regenschauer hörte auf. „Das ist auch das Wichtigste“, sagte ein entspannter Thomas. Der Brite, der 2018 die Tour de France gewann und am Sonntag bei der berühmtesten Tour als Dritter die Ziellinie überquerte, erfüllte auch Fotowünsche mit jungen Radsport-Fans und ließ sich die Anstrengungen der letzten Wochen kaum anmerken.
Auf der Strecke tat er dann das,
was die Tausenden Fans in der Steiermark sehen wollten. Er sicherte sich den Sieg. „Es war ein hartes Rennen, aber die Fans waren unglaublich“, sagte der
36-Jährige. „Es war wie auf der Champs Élysées in Paris. Die Atmosphäre war aber besser als bei der Tour de France.“
Große Worte von einem großen Sportler. Und er machte den Fans bereits Freude auf 2023: „Ich komme im kommenden Jahr ganz sicher wieder.“Der INEOS-Profi setzte sich vor Jan Tratnik (Bahrain Victorious) und Marco Haller (BORA) durch. Der Kärntner schwärmte: „Ich will nicht übertreiben, aber es ist wie die 22. Etappe der Tour de France. Hoffentlich bleibt das Altstadt-Kriterium in Graz ein Fixtermin im österreichischen Radsportkalender. Wir kommen liebend gerne wieder.“Und auch Ex-Radprofi Peter „Paco“Wrolich, der mittlerweile als TV-Experte tätig ist, war von der Rückkehr des Kriteriums an die Mur begeistert: „Mir steigt immer noch die Gänsehaut auf. Es war, als wäre das Rennen nie weg gewesen.“
Den letzten Auftritt dieses denkwürdigen Tages hatte nach der Siegerehrung ein Essenslieferant. Er schob sein Rad zuerst durch die Menge, ehe er aufstieg und die Strecke unter dem Applaus der noch anwesenden Fans entlang fuhr. Mahlzeit.