Nichts ist nur so, wie es scheint
Mit „appendage“will Iris Touliatou unsere Blickwinkel ändern.
Ein Ausstellungsraum ist ein Ausstellungsraum ist ein Ausstellungsraum, das menschliche Gehirn liebt Gewissheiten. Einmal im Grazer Kunstverein gewesen, bleibt der Ort als solcher fein säuberlich abgespeichert. Die griechische Künstlerin Iris Touliatou dekonstruiert in „appendage“(„Anhang“) diese scheinbaren Gewissheiten. Das beginnt schon beim Grundsätzlichen, dem Ausstellungsraum. Einmal drinnen und durchwandern? Nein, Touliatou macht jeden einzelnen Raum des Grazer Kunstvereins zum singulären Ausstellungsraum mit eigener Tür und freiem Eintritt während der Ausstellung. Die Grenzen zwischen öffentlich und privat verschwimmen. Diese Grenzziehung, die von der Institution Kunstverein vorgenommen wird, wird aufgehoben. Eine scheinbar simple architektonische Veränderung, die sich in der grundsätzlichen Wahrnehmung niederschlagen soll und eine der Grundintentionen der Künstlerin ist: Ein öffentlicher
Körper wie der Kunstverein ist immer auch mit einer Infrastruktur – von Architektur über Elektrizität bis hin zum Festnetztelefon und die Wasserversorgung – verbunden.
Iris Touliatou löst diese Verbindungen, zerpflückt sie, ersetzt sie und macht erst so ihre Funktion und die ihnen zugewiesene Bedeutung sichtbar: Das alte rosarote Briefpapier des Kunstvereins etwa, offizieller Träger von Botschaften, hat sie in den Mixer gesteckt und zu einem fluffigen rosaroten Brei verarbeitet, der wie ein papierener roter Faden durch die Ausstellung wabert und uns daran erinnert: Jede Zuschreibung ist wie ein Anhang, ein Anhängsel, das den
Dingen innewohnt, ihnen anhaftet. Elf Trinkbrunnen, die ursprünglich in Schulen, Bibliotheken oder Krankenhäusern aufgestellt waren, sind hier zu einer Installation zusammengefügt. Über ein Netz aus verlegten Stahlrohren sind sie an das öffentliche Wassernetz angeschlossen. Ihre Funktion mag weiterhin aufrecht sein – wer mag, kann aus ihnen trinken –, aber in ihrer neuen Konstellation wirken sie wie eine zusammengeschaltete Schwarmintelligenz, die freundlich vor sich hinbrummt. Das sind doch nur Trinkbrunnen? Mitnichten!
Susanne Rakowitz „appendage“. Bis 27. August, Grazer Kunstverein, Burggasse 4. grazerkunstverein.org
ter Oberton+ Weiz auf.
4
„Schweben“am 14. August. Die imposante Basilika von Mariatrost bildet den akustischen Rahmen für eine „moderne Meditation“von Thomas Mauerhofer (Gitarre), Raphael Meinhart (Percussion) und Georg Gratzer (Reeds).
5
Der Pianist Philipp Scheucher interpretiert im Sommerrefektorium von Stift Rein neben Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“auch Werke von Franz Liszt, Franz Schubert und Gerd Kühr.
6
im
Kunsthaus
Kü(hr)“am
20.
„Innig (Vol.2)“am 28. August. Zwei Streicher im gotischen Gemäuer der Kirche Maria Straßengel: Geiger Jevgenijs ¯ Cepoveckis ˇ und Cellist Reinhard Latzko spielen Bach – ein Abend zum tiefen Abtauchen in eine Welt aus Klang.