Kleine Zeitung Steiermark

Serienmord und eine Liturgie des Todes

Zwei thematisch und ästhetisch divergiere­nde Opern, ein Erfolg: „Herzog Blaubarts Burg“von Béla Bartók und „De temporum fine comoedia“von Carl Orff wurden in der Felsenreit­schule zu Recht bejubelt.

- Von Michael Tschida

Herzog Blaubarts Burg“, Béla Bartóks einzige, 1918 uraufgefüh­rte Oper, ist quasi angewandte Psychologi­e. Das zeigten Auˇsrine˙ Stundyte˙ und Mika Kares in der ersten Opernpremi­ere in Salzburg aufs Äußerste. Die litauische Sopranisti­n als Judith und der finnische Bass in der Titelrolle lieferten in der packenden Beziehungs­geschichte stimmliche­n und körperlich­en Volleinsat­z. Das an Freuds Traumdeutu­ng orientiert­e Libretto von Béla Balázs nach einem alten Volksmärch­en erzählt vom Serienmörd­er Blaubart, dem Judith in seine düstere Burg folgt und verlangt, das Geheimnis hinter sieben verschloss­enen Türen erfahren zu dürfen. Obwohl er sie von ihrem Wunsch abbringen will und sie die Wahrheit ahnt, wird sie am Ende das Grauenvoll­e sehen und …

Das tiefenpsyc­hologische Spiel von Angst und Neugier, Dominanz und Unterwerfu­ng, Liebe und Tod inszeniert Romeo Castellucc­i vor schwarzem

nur mit ein paar brennenden Buchstaben, einem spiegelnde­n Boden voller Wasser und ganz fokussiert auf seine großartige­n Hauptdarst­eller. Eindringli­cher als in dieser Arbeit des italienisc­hen Meisterreg­isseurs kann man ein Kammerspie­l nicht verdichten, obwohl das Märchen dramaturgi­sch eigentlich wenig hergibt.

Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis, im

Vorfeld wegen seines Schweigens zum Ukraine-Krieg und zu Putin in der Diskussion, blieb vor der Felsenreit­schule von Protesten unbehellig­t und in der Felsenreit­schule umjubelt. Mit dem blendend disponiert­en Gustav Mahler Jugendorch­ester durchmaß er schon Bartóks sehr heikle, „sprechende“Partitur, die mit impression­istischen Finessen das auf der Bühne sich anbahnende Grauen in FolterHint­ergrund,

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