Serienmord und eine Liturgie des Todes
Zwei thematisch und ästhetisch divergierende Opern, ein Erfolg: „Herzog Blaubarts Burg“von Béla Bartók und „De temporum fine comoedia“von Carl Orff wurden in der Felsenreitschule zu Recht bejubelt.
Herzog Blaubarts Burg“, Béla Bartóks einzige, 1918 uraufgeführte Oper, ist quasi angewandte Psychologie. Das zeigten Auˇsrine˙ Stundyte˙ und Mika Kares in der ersten Opernpremiere in Salzburg aufs Äußerste. Die litauische Sopranistin als Judith und der finnische Bass in der Titelrolle lieferten in der packenden Beziehungsgeschichte stimmlichen und körperlichen Volleinsatz. Das an Freuds Traumdeutung orientierte Libretto von Béla Balázs nach einem alten Volksmärchen erzählt vom Serienmörder Blaubart, dem Judith in seine düstere Burg folgt und verlangt, das Geheimnis hinter sieben verschlossenen Türen erfahren zu dürfen. Obwohl er sie von ihrem Wunsch abbringen will und sie die Wahrheit ahnt, wird sie am Ende das Grauenvolle sehen und …
Das tiefenpsychologische Spiel von Angst und Neugier, Dominanz und Unterwerfung, Liebe und Tod inszeniert Romeo Castellucci vor schwarzem
nur mit ein paar brennenden Buchstaben, einem spiegelnden Boden voller Wasser und ganz fokussiert auf seine großartigen Hauptdarsteller. Eindringlicher als in dieser Arbeit des italienischen Meisterregisseurs kann man ein Kammerspiel nicht verdichten, obwohl das Märchen dramaturgisch eigentlich wenig hergibt.
Der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis, im
Vorfeld wegen seines Schweigens zum Ukraine-Krieg und zu Putin in der Diskussion, blieb vor der Felsenreitschule von Protesten unbehelligt und in der Felsenreitschule umjubelt. Mit dem blendend disponierten Gustav Mahler Jugendorchester durchmaß er schon Bartóks sehr heikle, „sprechende“Partitur, die mit impressionistischen Finessen das auf der Bühne sich anbahnende Grauen in FolterHintergrund,