Von der Schönheit der Graustufen
Auf Linie gebracht: Die Britin Belinda Cadbury zeigt im MUWA ihre großformatigen Zeichnungen.
Nicht selten stehen sie staunend vor dem sechs Meter langen und fast raumhohen Werk: Kein Wunder, sind es doch Schülerinnen und
Schüler, die in Sachen Bleistift-Handling, im Gegensatz zu Erwachsenen, die größte Expertise vorweisen können. „Wie hält man das so lange durch und das in diesem Alter?“, wird da etwa von den Schülergruppen gefragt, wie Eva Fürstner vom Museum der Wahrnehmung (MUWA) erzählt.
Beinahe betörend wirken die Werke der 83-jährigen Britin Belinda Cadbury, die sich den exakten, meist horizontalen Linien verschrieben hat. Aber die Linien unterliegen bei Cadbury weder einer von ihr vorgegeben Systematik, sondern sind Bildträger im Bildträger, wenn man so will, denn das vorwiegende Interesse der Künstlerin gilt der unendlichen Vielfalt der Graustufen. HB-, B-, 2B und 3B sind die Härten der Bleistifte, die diese vielen Spielarten von Grau erzeugen – gepaart mit absoluter Präzision.
Ursprünglich wollte Cadbury, die Bildhauerei in London studierte, aber auch im Theater-, Opernund Filmdesign gearbeitet und Kunst unterrichtet hat, den Computer als Werkzeug für ihre Kunst nutzen. Doch das Ergebnis entsprach nicht jener Intensität, wie sie die Zeichnungen erreichen, die sie selbst von Hand fertigte. Und tatsächlich: Wer sich den Werken nähert, der erkennt die Wechselwirkung zwischen dem durchaus groben und zum Teil widerspenstigen Aquarellpapier und der absoluten Hartnäckigkeit von Cadburys Stiftführung. Im Spiel zwischen räumlicher Nähe und Distanz zu den Werken werden immer neue Konstellationen, immer neue Eindrücke generiert.
Belinda bis www.muwa.at.
„Große Zeichnungen“, 26. August,