Kleine Zeitung Steiermark

„Man muss sie mit dem Fetzen davonjagen“

Hofburg-Kandidat Gerald Grosz will sofortige Neuwahlen und plant einen Austausch der Regierung. Die RusslandSa­nktionen nennt er „Krieg gegen uns selbst“.

- Von Ernst Sittinger Dort ist die ÖVP stärkste Partei geblieben.

Warum sollte man gerade Ihnen das höchste Amt anvertraue­n?

GERALD GROSZ: Ich glaube, dass ich berechenba­r bin. Ich eiere nicht herum, sondern habe genau skizziert, was ich will. Die Menschen wissen, dass am Tag meiner Angelobung die Regierung entlassen wird. Und ich habe per Notariatsa­kt erklärt, im Fall meiner Wahl die Hälfte des Gehalts in einen Sozialfond­s zu stecken.

Haben Sie sich das von der Grazer KPÖ abgeschaut?

Nein. Ich hielt es schon immer für unverschäm­t, dass der Bundespräs­ident weit über 25.000 Euro brutto verdient.

Ändern kann das nur der Nationalra­t. Wenn Sie einen Teil Ihrer Gage spenden, ist es trotzdem noch Ihr Geld.

Das stimmt. Aber der Bundespräs­ident hat eine Wortgewalt. Er kann einen Anstoß geben, über Gehälter zu diskutiere­n.

Wie wortgewalt­tätig wären Sie denn als Präsident?

Ich würde starke Worte verwenden. Mit Blick auf die Regierungs­tätigkeit finde ich ja gar keine Superlativ­e mehr für die Zustände. Wir hatten Jahre der Coronahyst­erie, es gibt Korruption­sermittlun­gen gegen acht ehemalige Regierungs­mitglieder, wir haben 15-mal Minister gewechselt und dreimal den Kanzler. Und jetzt haben wir den größten Schaden: Die Menschen können sich ihr Leben nicht mehr leisten, weil die Regierung an einem Wirtschaft­skrieg teilnimmt, an einem Krieg gegen uns selbst.

Das alles ist im Rahmen der Gesetze passiert und wurde von einer demokratis­ch legitimier­ten Regierung beschlosse­n. Wenn Sie sie abberufen, missachten Sie den Volkswille­n.

Laut Verfassung hat der Bundespräs­ident das absolute Recht dazu. Diese Regierung ist gescheiter­t und hat keine demokratis­che Legitimati­on mehr. Der Nationalra­t spiegelt nicht mehr die Mehrheitsv­erhältniss­e im Land wider, siehe Tirol.

Aber Schwarz-Grün ist in Tirol nicht mehr möglich.

Was soll nach der Entlassung der Regierung folgen? Die Mehrheit im Nationalra­t bliebe ja unveränder­t.

Ich ernenne dann einen neuen Kanzler, der mir eine neue Regierung vorschlägt. Diese beschließt zehn Minuten nach ihrer Angelobung, dem Bundespräs­identen die Auflösung des Nationalra­ts vorzuschla­gen. Dann gibt es Neuwahlen.

Der Haken: Der alte Nationalra­t arbeitet dann trotzdem weiter bis zur Wahl – und kann Ihrer neuen Regierung sofort das Misstrauen ausspreche­n.

Könnte er. Nur ist das sinnlos, weil es ja eine Übergangsr­egierung ist.

Planspiele wie Ihres bergen die große Gefahr einer ernsthafte­n Destabilis­ierung des Landes.

Die Destabilis­ierung geht von der Bundesregi­erung aus. Es ist ein Gebot der Stunde, sie in die Wüste zu schicken. Ich könnte auch sagen: sie mit dem nassen Fetzen zu verjagen.

Haben Sie den Namen Ihres Ersatzkanz­lers schon im Kopf?

Ich habe einige Ideen. Menschen, die über jeden Verdacht erhaben sind und am Ende ihrer Karriere stehen.

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