Ohne Gewinner auch keine Verlierer
Tiefstapeln war für die Tiroler ÖVP der Schlüssel zum Erfolg. Anders lässt sich nicht erklären, dass Spitzenkandidat Anton Mattle und Staatssekretär Florian Tursky mehrmals am Wahlabend von einer erfolgreichen Aufholjagd sprachen. Ihre Messlatte waren schlechte Umfrage- und nicht vorherige Wahlergebnisse. Die Sprachregelung für den Landeshauptmannanspruch war schnell gefunden: Die ÖVP hat doppelt so viele Mandate wie die Parteien auf Platz zwei und drei.
Mattles Aufreger zum Klimabonus für Asylwerber könnte für die letzte Mobilisierung gesorgt haben. In Kauf genommen wurde die Schädigung der eigenen Partei inklusive Rücktritt der Generalsekretärin. Selbst der Skandal der JungbauernFördergelder fand mit der Schuldzuweisung an den Vizekanzler kurzfristig ein gutes Ende für die ÖVP und ein schlechtes für die Grünen. Beide Koalitionspartner haben in Tirol verloren, auf die harte Oppositionsbank muss aber nur der kleinere.
Doch ohne Gewinner gibt es keine Verlierer. Die SPÖ konnte die perfekte Themenlage mit Inflation und Wohnen nicht nutzen. Sie rutschte hinter der FPÖ auf Platz drei und wird Juniorpartner ohne Wählerauftrag. Statt in Augenhöhe sitzt Georg Dornauer ein Mitbewerber als alternativer Mehrheitsbeschaffer im Nacken. Mattle hat Schwarz-Blau am Wahlabend zwar erneut ausgeschlossen, aber den Preis darf die SPÖ nicht in die Höhe treiben, ohne die Schuld am Scheitern der Verhandlungen oder gar an Schwarz-Blau zugeschoben zu bekommen. Den größten Zuspruch bei jungen Wählern erreichte die FPÖ – trotz radikalem Kickl-Kurs. roße Wellen wird dieser Sonntag mit einem Verlierer, aber ohne wirkliche Gewinner weder in Tirol noch in Wien schlagen. Bundeskanzler Karl Nehammer hat seine erste Wahl ohne viel Zutun zwar verloren, aber nicht den Landeshauptmann. Und die Grünen müssen Neuwahlen im Bund nun noch mehr fürchten. Interessant ist aber, dass nach Kärnten und der Steiermark ein weiteres Bundesland von Parteien der ehemals Großen Koalition regiert wird.
lehrt Politikwissenschaft an der Fachhochschule Kärnten.
„Beide Koalitionspartner haben in Tirol verloren, auf die harte Oppositionsbank muss aber nur der kleinere.“
G