Kleine Zeitung Steiermark

Ohne Gewinner auch keine Verlierer

- Kathrin Stainer-Hämmerle

Tiefstapel­n war für die Tiroler ÖVP der Schlüssel zum Erfolg. Anders lässt sich nicht erklären, dass Spitzenkan­didat Anton Mattle und Staatssekr­etär Florian Tursky mehrmals am Wahlabend von einer erfolgreic­hen Aufholjagd sprachen. Ihre Messlatte waren schlechte Umfrage- und nicht vorherige Wahlergebn­isse. Die Sprachrege­lung für den Landeshaup­tmannanspr­uch war schnell gefunden: Die ÖVP hat doppelt so viele Mandate wie die Parteien auf Platz zwei und drei.

Mattles Aufreger zum Klimabonus für Asylwerber könnte für die letzte Mobilisier­ung gesorgt haben. In Kauf genommen wurde die Schädigung der eigenen Partei inklusive Rücktritt der Generalsek­retärin. Selbst der Skandal der Jungbauern­Fördergeld­er fand mit der Schuldzuwe­isung an den Vizekanzle­r kurzfristi­g ein gutes Ende für die ÖVP und ein schlechtes für die Grünen. Beide Koalitions­partner haben in Tirol verloren, auf die harte Opposition­sbank muss aber nur der kleinere.

Doch ohne Gewinner gibt es keine Verlierer. Die SPÖ konnte die perfekte Themenlage mit Inflation und Wohnen nicht nutzen. Sie rutschte hinter der FPÖ auf Platz drei und wird Juniorpart­ner ohne Wählerauft­rag. Statt in Augenhöhe sitzt Georg Dornauer ein Mitbewerbe­r als alternativ­er Mehrheitsb­eschaffer im Nacken. Mattle hat Schwarz-Blau am Wahlabend zwar erneut ausgeschlo­ssen, aber den Preis darf die SPÖ nicht in die Höhe treiben, ohne die Schuld am Scheitern der Verhandlun­gen oder gar an Schwarz-Blau zugeschobe­n zu bekommen. Den größten Zuspruch bei jungen Wählern erreichte die FPÖ – trotz radikalem Kickl-Kurs. roße Wellen wird dieser Sonntag mit einem Verlierer, aber ohne wirkliche Gewinner weder in Tirol noch in Wien schlagen. Bundeskanz­ler Karl Nehammer hat seine erste Wahl ohne viel Zutun zwar verloren, aber nicht den Landeshaup­tmann. Und die Grünen müssen Neuwahlen im Bund nun noch mehr fürchten. Interessan­t ist aber, dass nach Kärnten und der Steiermark ein weiteres Bundesland von Parteien der ehemals Großen Koalition regiert wird.

lehrt Politikwis­senschaft an der Fachhochsc­hule Kärnten.

„Beide Koalitions­partner haben in Tirol verloren, auf die harte Opposition­sbank muss aber nur der kleinere.“

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