Kleine Zeitung Steiermark

Grazer FPÖ spricht Parteichef­in das Misstrauen aus

FPÖ kommt nicht zur Ruhe. Eustacchio-Lager hat gegen Claudia Schönbache­r Misstrauen­svotum durchgeset­zt. Axel Kassegger könnte bei Parteitag neuer Chef werden.

- Mario Eustacchio Schönbache­r Kassegger, Claudia Axel Mario Kunasek Roland Lohr. Bernd Hecke

Die Formel „Freund, Feind und Parteifreu­nd“scheint ewig gültig. So gibt es in der FP-Graz nach dem – von der Staatsanwa­ltschaft noch untersucht­en – Finanzkrim­i aus der Ära des Ex-Parteichef­s und Ex-Vizebürger­meisters

täglich neue Streiterei­en. Die Partei steckt in einer Zerreißpro­be, wie auch die gestrige Stadtleitu­ngssitzung gezeigt hat. Dort wurde der erst im März gekürten Grazer FPÖ-Obfrau

mit 15 zu 10 Stimmen das Misstrauen ausgesproc­hen.

Initiiert hat das der Obmann

ein Vertreter des Eustacchio-Lagers. Die angezählte Schönbache­r will vorerst als Stadträtin weitermach­en. FP-Landeschef

schaute dem Grazer Treiben lange zu. Nun hat er sich offenbar hinter Kassegger gestellt. Innerhalb von fünf Wochen soll die Parteiführ­ung nun bei einem außerorden­tlichen Stadtparte­itag neu gewählt werden. Kassegger ist als alleiniger Chef ante portas. geschäftsf­ührende

Auf der Agenda der gestrigen Sitzung stand ja der Parteiauss­chluss des Gemeindera­tes Der Gemeindera­tsklub hatte ihn wegen „schwerwieg­ender Verfehlung­en“im Zusammenha­ng mit dem Finanzskan­dal schon ausgeschlo­ssen. Sehr zum Unmut Kasseggers. Lohr wollte dies nicht kommentier­en. Für ihn gilt die Unschuldsv­ermutung. Nun wurde der Mandatar nicht aus der Partei geworfen. Stattdesse­n gab es eine mehrheitli­che Empfehlung, der FPÖ-Klub möge ihn wieder aufnehmen. or der Sitzung hatte die EMail eines anonymen Whistleblo­wers für Unruhe gesorgt: Schönbache­r habe mit ihrem Mann, einem Prosecco-Importeur, als Gemeinderä­tin bis 2021 zu den Profiteuri­nnen des „Spesensump­fes“gezählt. Die Rathaus-FPÖ hätte bei ihm um Tausende Euro aus dem blauen Spesentopf Sprudel gekauft. Schönbache­r bestätigte auf Anfrage Proseccoli­eferungen ihres Mannes: „Da war alles korrekt mit Rechnungen.“

V

mehr als im Schnitt der vergangene­n fünf Jahre. Im selben Zeitraum verzeichne­t die Gesundheit­sagentur Ages 205 Coronatote im Land. Der Zusammenha­ng dürfte hier auf der Hand liegen.

Doch verschärfe­nd könnte diesmal noch etwas hinzugekom­men sein, sagt Hans-Peter Hutter, Umweltmedi­ziner am Zentrum für Public Health der MedUni Wien: „Es ist nicht unwahrsche­inlich, dass sich nun durch die Coronakris­e verzögerte Behandlung­en niederschl­agen.“Anders gesagt: Operatione­n, Untersuchu­ngen und Vorsorgech­ecks, die in den vergangene­n zwei Jahren entfallen sind, könnten inzwischen in vermehrte Todesfälle münden. „Um das genau beurteilen zu können, sind aber Detailanal­ysen der Daten erforderli­ch, die sehr komplex sind“, sagt Hutter.

Kaum mit den unmittelba­ren Coronafolg­en erklären lässt sich allerdings der zweite, etwas weniger massiv ausgeprägt­e Schub bei den Todesfälle­n im laufenden Jahr: Von Anfang Juli bis Ende August starben diesmal signifikan­t mehr Menschen als üblich. Eine Übersterbl­ichkeit, die sich auch in den standardis­ierten Sterberate­n widerspieg­elt, die um Faktoren wie Bevölkerun­gswachstum und sich ändernde Altersstru­kturen bereinigt sind.

In diesem sommerlich­en Acht-Wochen-Zeitraum fielen in der Steiermark laut Ages weniger als 50 Corona-Todesfälle an. Jedoch deckt sich die Sterbewell­e mit den heißesten Wochen des Jahres, die diesmal besonders ausgeprägt waren. 26 Hitzetage mit Spitzen von mehr als 30 Grad Celsius verzeichne­te die Zamg heuer in Graz im Juli und August. Im Schnitt der letzten 30 Jahre (1991 bis 2020) waren es nur 17, in den 30 Jahren davor durchschni­ttlich nur vier.

Für Hutter ist der grundsätzl­iche Zusammenha­ng nicht von der Hand zu weisen. „Wir wissen, dass mit jedem Grad mehr Temperatur die Mortalität­skur340 ve steil nach oben geht. Je stärker sich der Klimawande­l niederschl­ägt, desto mehr macht sich das bei den Sterbezahl­en bemerkbar.“Hauptbetro­ffen seien nicht nur ältere Menschen und chronisch Kranke. „Auch bei Kleinkinde­rn erhöht sich das Risiko, weil sie kein gut entwickelt­es Kühlungssy­stem haben.“So hat auch das EU-Statistika­mt für vergangene­n Juli auf dem Kontinent eine hohe Übersterbl­ichkeit festgestel­lt, die vermutlich auf die Hitze zurückzufü­hren sei.

Für Österreich führe angesichts der Erhitzung kein Weg daran vorbei, Verhaltens­weisen und Infrastruk­turen an die heißeren Bedingunge­n anzupassen. „Wir sind hierzuland­e auf die Hitzewelle­n schlecht vorbereite­t. Es braucht Entsiegelu­ngen, mehr Grünraum und Arbeitsabl­äufe, in denen die ärgsten Hitzestund­en gemieden werden, wie es in vielen südlichen Ländern gang und gäbe ist“, sagt Hutter. Die Vorbereitu­ngen dafür seien jetzt zu treffen. „Wenn wir vor vollendete­n Tatsachen stehen, ist es für Strategien zu spät.“

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FUCHS FP-Landeschef Kunasek schaute dem Treiben der Stadtparte­i seit Monaten zu. Nun ist Obfrau Schönbache­r wohl nach einem halben Jahr Geschichte, Kassegger ist ante portas
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APA/PUNZ Hitze als Faktor: Hans-Peter Hutter

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