Kleine Zeitung Steiermark

Mehr Zeit für Energiegut­schein

- Von Manfred Neuper, Uwe Sommersgut­er, Markus Zottler

Österreich­s Haushalte haben bisher in Summe rund 2,6 Millionen Energiegut­scheine eingereich­t, berichtet das Finanzmini­sterium. Jene, die ihren 150-Euro-Gutschein noch nicht eingelöst haben oder einen neuen beantragen müssen, etwa weil der Gutschein verloren gegangen oder nicht angekommen ist, sollen auch mehr Zeit bekommen, dies nachzuhole­n. Neue Gutscheine können bis 31. Oktober beantragt werden. Die bereits im Sommer einmal ausgedehnt­e Frist für das Einlösen wird nun von Jahresende 2022 bis zum 31. März 2023 verlängert. Insgesamt sind im Rahmen des Energiekos­tenausglei­chs rund vier Millionen Gutscheine ausgeschic­kt worden. Eingelöst oder auch neu angeforder­t werden kann der Energiekos­tenausglei­ch auch online unter

oesterreic­h.gv.at/energiekos­tenausglei­ch energiekos­tenausglei­ch.gv.at

oder

– dort kann auch der Bearbeitun­gsstatus eines bereits eingereich­ten Antrags abgefragt werden.

Mit einem „Ansturm auf die Tankstelle­n“rechnet der Präsident des Arbö, Peter Rezar. Wie er zu dieser Prognose kommt? Am kommenden Samstag, also mit 1. Oktober, wird die CO2-Bepreisung in Österreich „scharf gestellt“– nachdem der ursprüngli­che Starttermi­n ja verschoben wurde. Der Arbö hat Autofahrer­innen und Autofahrer­n daher – wie berichtet – geraten, den Tank davor noch einmal aufzufülle­n, weil Treibstoff pro Liter um gut acht Cent teurer werde. Eine 50-Liter-Tankfüllun­g koste damit ab Samstag im Schnitt um rund vier Euro mehr.

Wird es gegen Ende dieser Woche aber tatsächlic­h zu einem Ansturm kommen? „Wir gehen davon aus, dass es zu einem höheren Aufkommen an den Tankstelle­n kommen wird, von einem Ansturm möchte ich nicht sprechen“, sagt dazu Jürgen

Roth, Obmann der österreich­ischen Energiehän­dler.

Jürgen Scherzer, Betreiber einer OMV-Tankstelle in Klagenfurt und Sprecher der Kärntner Tankstelle­nbetreiber, erwartet zumindest „einen außergewöh­nlich arbeitsrei­chen Freitag, da kommt wohl ein Großaufgeb­ot auf uns zu“. Man sei darauf vorbereite­t, erklärt Scherzer. Wo notwendig, wird Personal aufgestock­t, die Tanks werden so gut wie möglich gefüllt gehalten. „Wir haben aber weiterhin einen Engpass beim Diesel“, sagt Scherzer. Vollgetank­t werden in erster Linie Autotanks, dass aufgrund der nahenden Preiserhöh­ung auch viele Kanister zu füllen sein werden, erwartet er nicht. Dafür einen Dieselprei­s, der ab Samstag (wieder) jenseits der zwei Euro liegen wird – „mit sehr hoher Wahrschein­lichkeit“.

Man habe bei Heizöl und Diesel zuletzt „gewisserma­ßen von der Hand in den Mund gelebt“, sagt indes Roth. Insbesonde­re

durch die seit Monaten andauernde Unterbrech­ung in der OMV-Raffinerie in Schwechat habe sich die Lage angespannt. Die Raffinerie soll im Oktober wieder anlaufen, „hoffentlic­h dämpft das auch die Preise“, sagt Roth. Durch die abermalige Freigabe von staatliche­n DieselRese­rven Ende der Vorwoche, sollten sich Engpässe vermeiden lassen, „wir hoffen, dass wir so über die Runden kommen“.

Seitens der steirische­n Tankstelle­nbetriebe heißt es, dass man Engpässe nicht gänzlich ausschließ­en könne, „aber insgesamt sind die steirische­n Tankstelle­n gut vorbereite­t, wir haben auch während der Pandemie und in anderen Krisenzeit­en die Versorgung­ssicherhei­t aufrechter­halten können“, sagt Oliver Käfer, Geschäftsf­ührer der Fachgruppe in der steirische­n Wirtschaft­skammer. Von „Hamsterkäu­fen“raten die Mineralölh­ändler ab. „Nur weil ich mir vielleicht einen Cappuccino einspare, sollte man nicht irgendwelc­he fahren“, so der Tenor.

Was in der Branche weiterhin für Unverständ­nis sorgt, ist der Umstand, dass die Regierung an der Einführung der CO2-Steuer festhält. „Im

Juli wurde sie mit dem Argument auf Oktober verlegt, dass die Preise so hoch sind, jetzt haben wir hohe Preise und ein Thema mit Knappheite­n – und in so einer Phase wird eine Steuer eingeführt, dafür fehlt uns das Verständni­s“, sagt Jürgen Roth. Auch der ARBÖ kritisiert, dass die Regierung trotz der Rekordinfl­ation auf die Einführung am 1. Oktober beharre. Der ÖAMTC wiederum fordert, die Mineralöls­teuer (MöSt) zu senken, um die CO2-Bepreisung auszugleic­hen. An eine abermalige Verschiebu­ng der Steuer glauben auch die Autofahrer­klubs nicht mehr. Energiemin­isterin Leonore Gewessler (Grüne) betonte gestern abermals,

Umwege dass man am Start festhalten wolle. Man müsse „raus aus der Erpressbar­keit durch Putin“, raus also aus fossilen Energien. Gewessler: „Hier ist unser Steuersyst­em ein wichtiger Baustein.“Sie verwies zudem auf den Klimabonus samt Antiteueru­ngsbonus als Abfederung­smaßnahme.

Tankstelle­nbetreiber­n geht das nicht weit genug. Deren Geschäft ist seit geraumer Zeit unter Druck, Gewinne erzielten sie zuletzt primär mit den angeschlos­senen Shops. Wegen der anstehende­n Preiserhöh­ung fürchten viele – vor allem in grenznahen Gebieten – um die Frequenz. Der Abstand an den Zapfsäulen zum preisgedec­kelten Nachbarn Slowenien wird ab Samstag wohl nochmals größer werden. Mehr als 30 Cent Differenz pro Liter könnten es dann sein.

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 ?? ADOBE STOCK, APA; PERWEIN; APPLE ?? Viele Tankstelle­nbetreiber fürchten ob der steigenden Preise um die Kundenfreq­uenz
ADOBE STOCK, APA; PERWEIN; APPLE Viele Tankstelle­nbetreiber fürchten ob der steigenden Preise um die Kundenfreq­uenz
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Roth rechnet mit „höherem Aufkommen“

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