Mehr Zeit für Energiegutschein
Österreichs Haushalte haben bisher in Summe rund 2,6 Millionen Energiegutscheine eingereicht, berichtet das Finanzministerium. Jene, die ihren 150-Euro-Gutschein noch nicht eingelöst haben oder einen neuen beantragen müssen, etwa weil der Gutschein verloren gegangen oder nicht angekommen ist, sollen auch mehr Zeit bekommen, dies nachzuholen. Neue Gutscheine können bis 31. Oktober beantragt werden. Die bereits im Sommer einmal ausgedehnte Frist für das Einlösen wird nun von Jahresende 2022 bis zum 31. März 2023 verlängert. Insgesamt sind im Rahmen des Energiekostenausgleichs rund vier Millionen Gutscheine ausgeschickt worden. Eingelöst oder auch neu angefordert werden kann der Energiekostenausgleich auch online unter
oesterreich.gv.at/energiekostenausgleich energiekostenausgleich.gv.at
oder
– dort kann auch der Bearbeitungsstatus eines bereits eingereichten Antrags abgefragt werden.
Mit einem „Ansturm auf die Tankstellen“rechnet der Präsident des Arbö, Peter Rezar. Wie er zu dieser Prognose kommt? Am kommenden Samstag, also mit 1. Oktober, wird die CO2-Bepreisung in Österreich „scharf gestellt“– nachdem der ursprüngliche Starttermin ja verschoben wurde. Der Arbö hat Autofahrerinnen und Autofahrern daher – wie berichtet – geraten, den Tank davor noch einmal aufzufüllen, weil Treibstoff pro Liter um gut acht Cent teurer werde. Eine 50-Liter-Tankfüllung koste damit ab Samstag im Schnitt um rund vier Euro mehr.
Wird es gegen Ende dieser Woche aber tatsächlich zu einem Ansturm kommen? „Wir gehen davon aus, dass es zu einem höheren Aufkommen an den Tankstellen kommen wird, von einem Ansturm möchte ich nicht sprechen“, sagt dazu Jürgen
Roth, Obmann der österreichischen Energiehändler.
Jürgen Scherzer, Betreiber einer OMV-Tankstelle in Klagenfurt und Sprecher der Kärntner Tankstellenbetreiber, erwartet zumindest „einen außergewöhnlich arbeitsreichen Freitag, da kommt wohl ein Großaufgebot auf uns zu“. Man sei darauf vorbereitet, erklärt Scherzer. Wo notwendig, wird Personal aufgestockt, die Tanks werden so gut wie möglich gefüllt gehalten. „Wir haben aber weiterhin einen Engpass beim Diesel“, sagt Scherzer. Vollgetankt werden in erster Linie Autotanks, dass aufgrund der nahenden Preiserhöhung auch viele Kanister zu füllen sein werden, erwartet er nicht. Dafür einen Dieselpreis, der ab Samstag (wieder) jenseits der zwei Euro liegen wird – „mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit“.
Man habe bei Heizöl und Diesel zuletzt „gewissermaßen von der Hand in den Mund gelebt“, sagt indes Roth. Insbesondere
durch die seit Monaten andauernde Unterbrechung in der OMV-Raffinerie in Schwechat habe sich die Lage angespannt. Die Raffinerie soll im Oktober wieder anlaufen, „hoffentlich dämpft das auch die Preise“, sagt Roth. Durch die abermalige Freigabe von staatlichen DieselReserven Ende der Vorwoche, sollten sich Engpässe vermeiden lassen, „wir hoffen, dass wir so über die Runden kommen“.
Seitens der steirischen Tankstellenbetriebe heißt es, dass man Engpässe nicht gänzlich ausschließen könne, „aber insgesamt sind die steirischen Tankstellen gut vorbereitet, wir haben auch während der Pandemie und in anderen Krisenzeiten die Versorgungssicherheit aufrechterhalten können“, sagt Oliver Käfer, Geschäftsführer der Fachgruppe in der steirischen Wirtschaftskammer. Von „Hamsterkäufen“raten die Mineralölhändler ab. „Nur weil ich mir vielleicht einen Cappuccino einspare, sollte man nicht irgendwelche fahren“, so der Tenor.
Was in der Branche weiterhin für Unverständnis sorgt, ist der Umstand, dass die Regierung an der Einführung der CO2-Steuer festhält. „Im
Juli wurde sie mit dem Argument auf Oktober verlegt, dass die Preise so hoch sind, jetzt haben wir hohe Preise und ein Thema mit Knappheiten – und in so einer Phase wird eine Steuer eingeführt, dafür fehlt uns das Verständnis“, sagt Jürgen Roth. Auch der ARBÖ kritisiert, dass die Regierung trotz der Rekordinflation auf die Einführung am 1. Oktober beharre. Der ÖAMTC wiederum fordert, die Mineralölsteuer (MöSt) zu senken, um die CO2-Bepreisung auszugleichen. An eine abermalige Verschiebung der Steuer glauben auch die Autofahrerklubs nicht mehr. Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) betonte gestern abermals,
Umwege dass man am Start festhalten wolle. Man müsse „raus aus der Erpressbarkeit durch Putin“, raus also aus fossilen Energien. Gewessler: „Hier ist unser Steuersystem ein wichtiger Baustein.“Sie verwies zudem auf den Klimabonus samt Antiteuerungsbonus als Abfederungsmaßnahme.
Tankstellenbetreibern geht das nicht weit genug. Deren Geschäft ist seit geraumer Zeit unter Druck, Gewinne erzielten sie zuletzt primär mit den angeschlossenen Shops. Wegen der anstehenden Preiserhöhung fürchten viele – vor allem in grenznahen Gebieten – um die Frequenz. Der Abstand an den Zapfsäulen zum preisgedeckelten Nachbarn Slowenien wird ab Samstag wohl nochmals größer werden. Mehr als 30 Cent Differenz pro Liter könnten es dann sein.