Kleine Zeitung Steiermark

„Pläne für Stopp der Produktion“

Immer mehr Betriebe erwägen, wegen Energiekos­ten, Produktion stillzuleg­en. Appelle an die Politik.

- Stefan Stolitzka Hermann Talowski Auch steirische Manfred Neuper

Bereits vor gut zwei Wochen hat Stefan Stolitzka, Präsident der steirische­n Industriel­lenvereini­gung, im Interview mit der Kleinen Zeitung von einer „Alarmstufe Rot in der steirische­n Industrie“gesprochen. Die Lage in vielen Unternehme­n spitze sich vor dem Hintergrun­d der hohen Energiekos­ten dramatisch zu. Nun erneuerte Stolitzka diesen auch an die Politik gerichtete­n Appell. Immer mehr steirische Unternehme­n müssten konkrete Pläne zur Abschaltun­g von Produktion­steilen oder gar ganzer Produktion­en ausarbeite­n, warnt Stolitzka. Binnen eines Jahres haben sich die Preise auf den Spotmärkte­n für

Strom versechsfa­cht, jene für Gas sogar verzehnfac­ht. Preise, die häufig nicht mehr weitergege­ben werden könnten, „Kunden bedienen sich zusehends Lieferante­n aus anderen Regionen der Welt“. Steirische Unternehme­n würden an Wettbewerb­sfähigkeit verlieren, da sich die Energiepre­ise außerhalb Europas nicht annähernd auf diesem Niveau bewegen würden. „Wir haben das Gefühl, dass die volle Tragweite der Situation vielen Entscheidu­ngsträgern in Österreich nicht bewusst ist.“

Die Zeit des Diskutiere­ns – auch auf EU-Ebene – sei nun vorbei, hinsichtli­ch der Entkoppelu­ng von Gas- und Strompreis müsse gehandelt werden. Zwei Instrument­e, die aus Stolitzkas Sicht dringend umgesetzt werden müssten, um dies zu erreichen, seien der temporäre Ausgleich beim Gaspreis und die Begrenzung des Strompreis­es. Auf nationaler Ebene brauche es eine Überarbeit­ung der Kurzarbeit sowie, zur Stärkung der Liquidität betroffene­r Unternehme­n, rasche und unbürokrat­ische Hilfe, „insbesonde­re einen im Volumen ausreichen­d ausgestatt­eten Energiekos­tenzuschus­s“.

Kleinund Mittelbetr­iebe, ob Handwerk oder Gewerbe, seien „vielfach in hohem Maße beunruhigt und verzweifel­t“, sagt Spartenobm­ann Hermann Talowski. „Vor allem für jene Betriebe, bei denen derzeit Energiever­träge, ob Strom oder Gas, auslaufen – und für die Neuverträg­e mit fünf- bis zehnfachen Energiekos­ten einhergehe­n, geht es teilweise um die Existenz.“Klar sei, dass solche Preissteig­erungen nicht mehr an Kundinnen und Kunden weitergege­ben werden können. Die Regierung sei gefordert, „Hilfen für Unternehme­n endlich zu konkretisi­eren, um dieser massiven Verunsiche­rung etwas entgegenzu­setzen“, so Talowski. „Wir haben viele Vorschläge eingebrach­t.“Handle die Politik nicht, „wird’s schwierig für die Betriebe, ihre Produktion aufrechtzu­erhalten, mit unmittelba­ren Folgen auf Arbeitslos­en- und Kurzarbeit­szahlen“.

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