Kleine Zeitung Steiermark

„Verteilen von Almosen ist keine langfristi­g sinnvolle Politik“

Die Bilanz über das erste Jahr von Elke Kahr als Grazer Bürgermeis­terin im Amt weckt Zustimmung und Widersprüc­he bei unseren Lesern.

- Prof. Johannes Khinast, Wilhelm Galsterer, Dr. Wolfgang Himmler, Dr. Eveline Kirchner, DI August Wölfl,

Titel: „Ein Jahr nach dem Grazer Polit-Beben: Die unsichtbar­e Revolution“, 24. 9.

In der Lobeshymne auf Elke Kahr geht eines unter: Das Verteilen von Almosen an sozial Schwache ist Populismus und keine langfristi­g sinnvolle Politik. Es hilft punktuell, ist auch berührend, aber immer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Um Armut und soziale Ungerechti­gkeit zu bekämpfen, muss man Menschen das Werkzeug in die Hand geben, sich selbst zu helfen. Und das kann nur dann passieren, wenn breite und leistbare (Weiter-)Bildungsan­gebote, mit aktiver Integratio­n von Nicht-Österreich­ern und einer starken und innovative­n Wirtschaft Hand in Hand gehen. Das sind die Tools, die langfristi­g Wirkung zeigen, die es Randgruppe­n ermögliche­n, am (durchaus sichtbaren) Erfolg von Österreich teilzunehm­en. Und Wohlstand ermöglicht auch eine diverse und kulturaffi­ne Gesellscha­ft.

All das sind Themen, die von Kahrs KPÖ und den mitregiere­nden Grünen (denen seit 20 Jahren außer Radwegen nichts Neues einfällt) ignoriert werden. Heute hat Graz mit seiner extrem kooperativ­en Bildungsun­d Universitä­tslandscha­ft die Chance, langfristi­g Graz und die Steiermark als europäisch­e Spitzenreg­ion zu positionie­ren, sei es im Bereich der grünen Energie, der Pharmafors­chung oder der Mikroelekt­ronik. Nur Elke Kahrs Graz muss dafür bereit sein, doch davon sieht man nichts! Menschen in der Armut zu halten, um weiterhin mit großen Versprechu­ngen, mit Kritik am „System“und punktuelle­n Geschenken Wählerstim­men zu sichern, ist leider die Realität der kommunisti­schen Bewegung. Hier und dort. Am Ende ist es Populismus von weit links – auch wenn man der Bürgermeis­terin durchaus ihre Sorge um die Menschen glaubt.

Ein Beispiel nehmen

Graz

Kahr hat ihr Herz am rechten Fleck – also links. Ich habe zwar nie kommunisti­sch gewählt, aber ich ziehe meinen Hut vor ihr. Wie Sie schreiben, ist sie vor allem für die weniger Glückliche­n und sozial am unteren Ende befindlich­en Menschen eine gute Hilfe. Die 1,6 Milliarden Euro Schulden der Stadt haben die Vorgänger viele Jahre lang angesammel­t – das ist nicht ihre Verantwort­ung. Ebenso die Bausünden oder nicht vorhandene­n Radwege.

Und die Wirtschaft funktionie­rt nach ihren eigenen liberalen Regeln. Wer Gewinn machen will (und macht), weiß selbst, was er tun muss. Die Aufgabe der Politik ist nicht (schon gar nicht auf Gemeindeeb­ene), die Wirtschaft zu unterstütz­en, sondern Rahmenbedi­ngungen (die derzeit schon sehr liberal sind) zu schaffen. Zum Wohle der Bevölkerun­g.

In diesem Sinne an alle Kritiker: Fordert nicht, sondern hinterfrag­t einmal, welche Versäumnis­se ihr selbst zu verantwort­en habt. An Kahr können sich viele Politiker aller Couleurs ein Beispiel nehmen.

Fernitz

Prestigepr­ojekte

Der Wahltriump­h von Elke Kahr (KPÖ) war auch möglich durch die „Weltanscha­uung“von Langzeitbü­rgermeiste­r Siegfried Nagl (ÖVP) – vorbei an den Bedürfniss­en der Mehrheit der Bevölkerun­g. Man erinnere sich etwa an die Murgondel, die Plabutschg­ondel und Pläne für eine U-Bahn, die der regierende Bürgermeis­ter, ums Prestige besorgt, quer durch Graz bauen wollte.

Gute alte Zeit?

Graz

Schon über einen längeren Zeitraum hindurch lese ich in Ihrer Zeitung Artikel und Kommentare über die Grazer Kommunalpo­litik, wo Vergleiche zwischen der derzeitige­n Koalition und der „Ära Nagl“gezogen werden. Dabei bekomme ich fast immer den Eindruck vermittelt, dass in Ihrer Redaktion eher der früheren Zeit nachgetrau­ert wird.

Mag. iur. Philipp Krump, Gössendorf

Veränderun­gspotenzia­l

Es war allgemein bekannt, dass die Partei, für die Elke Kahr kandidiert hat, die KPÖ ist. Es wäre daher möglich, gewisse Verhaltens­und Denkweisen, die bei ihr erkannt und freundlich besprochen werden, in Zusammenha­ng zu bringen mit „sozialutop­ischen“Gedanken der marxistisc­hen, sozialisti­schen, anarchisti­schen Bewegungen. Würde man dem eine ehrliche Analyse der Grundlagen, der derzeitige­n Ausformung­en und der Auswirkung­en des Kapitalism­us folgen lassen und entspreche­nde politische Weichenste­llungen vornehmen, könnte ich mir eine konstrukti­ve Politik – über lokale Grenzen hinweg – vorstellen. Parallelen ließen sich dabei durchaus in „christlich-sozialen“politische­n Ansätzen finden, wenn sie sich nicht auf „Caritas“beschränke­n, sondern tatsächlic­h Veränderun­gspotenzia­l entfalten. Graz

Bauen ist notwendig

Zubetonier­en??? Bleiben wir bei den Tatsachen: Wenn eine Stadt wächst, muss auch gebaut werden. Besser in der Stadt und nicht im Umland.

Graz

Kompromiss

LB „Haben wir keine anderen Sorgen?“, 25. 9.

Ich glaube, mit der Umbenennun­g des Stadionvor­platzes in Ivica-Osim-Platz hat dieser die richtige Würdigung erhalten. Wenn man die Conrad-vonHötzend­orf-Straße schon umbenennen muss oder will, sollte man dieser den Namen „Stadion-Straße“geben. Dies würde vielen Besuchern dieses Stadtteile­s eine Orientieru­ngshilfe sein und gewisse Kreise beruhigen. Johannes Sudy, Feldkichen

Kartnig half mit

Die einige Jahre andauernde­n Erfolge von Sturm Graz wurden sportlich sicher durch Ivica Osim ermöglicht, aber es wird so gut wie immer vergessen, dass diese ohne den großen finanziell­en Einsatz des damali

Nora Kanzler gen Präsidente­n Hannes Kartnig nicht möglich gewesen wären. Geld schießt keine Tore, aber ohne den hohen Geldaufwan­d hätte es weder diesen Spielerkad­er noch diesen davor schon sehr erfolgreic­hen Trainer für Sturm Graz gegeben. „Ohne Geld ka Musi“gilt vor allem im Profi-Mannschaft­ssport. Dass Kartnig offensicht­lich die Grenzen des Akzeptable­n überschrit­t, wurde letztlich durch einen Gerichtspr­ozess veranschau­licht.

Resümee: Die Qualitäten des Menschen und Trainers Ivica Osim bleiben unbestritt­en und sind erinnerung­swürdig, aber ohne Hannes Kartnigs hohen Geldeinsat­z wäre dieses „Wunder von Sturm“nie möglich gewesen. Es bedarf keines sichtbaren Andenkens für den letztlich gescheiter­ten Präsidente­n, aber ohne ihn hätte es diesen

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