Die Gefahr aus dem Weltall
Eine globale Katastrophe durch den Einschlag eines Himmelskörpers ist nicht auszuschließen. Wie sich die Nasa dagegen wappnet.
Bruce Willis drückt in dem Katastrophenfilm Armageddon (1998) ganz schön auf die Tränendrüse, als er sich via Funk von seiner Tochter verabschiedet. Selbstlos opfert er sein Leben. Nur mehr das manuelle Auslösen einer Explosion auf dem Asteroiden kann die kurz bevorstehende Kollision mit Erde und deren Ende verhindern. Dabei hätte er sich das ganze Drama ruhig sparen können. „So hätte es wahrscheinlich nicht funktioniert“, sagt der Grazer Astrophysiker Arnold Hanslmeier im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Dann hat man halt viele kleine Brocken, die auf die Erde zurasen.“
Ortswechsel von Hollywood nach Laurel, Maryland (USA). Am Montag um 7.14 Uhr Ortszeit (Dienstag 1.14 Uhr bei uns) hatten Ingenieure und Wissenschafter der Nasa dort Grund zu jubeln. Ihre Sonde „Dart“kollidierte nach zehn Monaten Flugzeit gezielt mit einem Asteroiden in elf Millionen Kilometer Entfernung zur Erde. (Siehe Grafik rechts.)
Es war ein Test mit sicherem Abstand zu unserem Planeten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht weniger als den Fortbestand der Erde sichern, wenn diese von einem entsprechend großen Himmelskörper bedroht werden sollte. Das Akronym „Dart“war bei der Mission Programm. Die Kollision erforderte höchste aber auch verlässlich ablaufende automatisierte Abläufe. „Der Abstand zur Erde, um zeitnah korrigierend einzugreifen, wäre schlicht zu groß“, weiß Hanslmeier. Gänzlich erfolgreich ist der Test, wenn man eine Beeinflussung der Flugbahn durch den Einschlag feststellen kann. Das lässt sich allerdings erst nach einigen Tagen messen.
Grund für die Mission ist, „dass wir sehr viele erdbahnkreuzende Asteroiden kennen“, erklärt Hanslmeier. Zu einer Kollision mit der Erde könne es durchaus kommen. Würde man einen solchen Asteroiden finden, stellt sich die Frage, was man dagegen tun kann. Überlegungen gibt es – neben den in zahlreichen Katastrophenfilmen durchdeklinierten – viele. Teils auch exotische. Etwa das Aufbringen von weißer Farbe auf den drohenden Himmelskörper. Die Änderung des Rückstrahlungsvermögens bei Sonnenbestrahlung könnte ihn aus der Bahn bringen. „Zu aufwendig“, so Hanslmeier.
Auch eine Explosion in unmittelbarer Nähe, um das Objekt abzulenken, wäre denkbar. Hohe Relativgeschwindigkeiten im Bereich von mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde würde aber eine technisch schwer umsetzbare Präzision beim Timing der Zündung erfordern. Der nun von der Nasa getestete kinetische Einschlag sei der aussichtsPräzision,
reichste Ansatz, um einen Himmelskörper auf potenziellen Erdkollisionskurs abzulenken.
Der Tod aus der Dunkelheit des Alls, eine realistische existenzielle Bedrohung für den blauen Planeten? Eine Liste der europäischen Raumfahrtagentur gibt darüber Auskunft. Sie enthält Tausende von Himmelskörpern, deren Kollisionswahrscheinlichkeit mit der Erde nicht unmöglich ist.
Die spannendste Kategorie dieser Liste ist wohl die Palermo-Skala. Sie weist den jeweiligen Himmelskörpern nach verschiedenen physikalischen Kriterien (Wahrscheinlichkeit und Energie eines Einschlags) die angemessene Aufmerk
Dimorphos
Der Einschlag von DART mit einer Geschwindigkeit von 6,6 km/ s soll die Umrundungszeit des kleinen Mondes verringern.
Eine kleine Abweichung sollte genügen, um ein ähnliches Objekt vom Kollisionskurs mit der Erde umzulenken.
Größenvergleich Empire State Building
Didymos (780 m breit)
Dimorphos (160 m) Ein Objekt dieser Größe, das die
Erde trifft, könnte Tausende töten.
zu. Der „gefährlichste“Asteroid auf dieser Liste kommt der Erde 2182 nahe. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie trifft, liegt aber nur bei 0,04 Prozent. Der Durchmesser von 484 Metern wäre aber beachtlich und bei einem Einschlag über besiedeltem Gebiet oder
(550 kg) ist in der Nacht auf Dienstag mit Dimorphos kollidiert.
LICIACube-Satellit ausgestattet mit Kamera, wird Bilder vom Aufprall senden. im Meer durch einen Tsunami katastrophal.
Spezielle Beobachtungsstationen überwachen den Himmel automatisiert auf entsprechende Objekte. Auch wenn ständig neue potenziell gefährliche entdeckt werden, gibt es derzeit wenig Grund zur Beunsamkeit ruhigung. Der Experte geht davon aus, dass der Großteil an Objekten mit einer Größe von mehr als 100 Metern bekannt ist. Von einer „globalen Katastrophe“spricht man aber erst ab einer Größe von einem Kilometer.
sei jedenfalls ein erster Schritt, die Menschheit auf diese Gefahren vorzubereiten, so Hanslmeier. Ob man der Bedrohung im Ernstfall gewachsen wäre, würde davon abhängen, wie viel Zeit von der Entdeckung bis zum Einschlag bliebe. Hanslmeier hofft, dass man aufgrund der Himmelsüberwachung einige Jahre Vorlaufzeit hätte. Dann könne man entsprechende Missionen rechtzeitig planen.