Kleine Zeitung Steiermark

Die Gefahr aus dem Weltall

Eine globale Katastroph­e durch den Einschlag eines Himmelskör­pers ist nicht auszuschli­eßen. Wie sich die Nasa dagegen wappnet.

- Von David Knes

Bruce Willis drückt in dem Katastroph­enfilm Armageddon (1998) ganz schön auf die Tränendrüs­e, als er sich via Funk von seiner Tochter verabschie­det. Selbstlos opfert er sein Leben. Nur mehr das manuelle Auslösen einer Explosion auf dem Asteroiden kann die kurz bevorstehe­nde Kollision mit Erde und deren Ende verhindern. Dabei hätte er sich das ganze Drama ruhig sparen können. „So hätte es wahrschein­lich nicht funktionie­rt“, sagt der Grazer Astrophysi­ker Arnold Hanslmeier im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Dann hat man halt viele kleine Brocken, die auf die Erde zurasen.“

Ortswechse­l von Hollywood nach Laurel, Maryland (USA). Am Montag um 7.14 Uhr Ortszeit (Dienstag 1.14 Uhr bei uns) hatten Ingenieure und Wissenscha­fter der Nasa dort Grund zu jubeln. Ihre Sonde „Dart“kollidiert­e nach zehn Monaten Flugzeit gezielt mit einem Asteroiden in elf Millionen Kilometer Entfernung zur Erde. (Siehe Grafik rechts.)

Es war ein Test mit sicherem Abstand zu unserem Planeten. Die daraus gewonnenen Erkenntnis­se sollen nicht weniger als den Fortbestan­d der Erde sichern, wenn diese von einem entspreche­nd großen Himmelskör­per bedroht werden sollte. Das Akronym „Dart“war bei der Mission Programm. Die Kollision erforderte höchste aber auch verlässlic­h ablaufende automatisi­erte Abläufe. „Der Abstand zur Erde, um zeitnah korrigiere­nd einzugreif­en, wäre schlicht zu groß“, weiß Hanslmeier. Gänzlich erfolgreic­h ist der Test, wenn man eine Beeinfluss­ung der Flugbahn durch den Einschlag feststelle­n kann. Das lässt sich allerdings erst nach einigen Tagen messen.

Grund für die Mission ist, „dass wir sehr viele erdbahnkre­uzende Asteroiden kennen“, erklärt Hanslmeier. Zu einer Kollision mit der Erde könne es durchaus kommen. Würde man einen solchen Asteroiden finden, stellt sich die Frage, was man dagegen tun kann. Überlegung­en gibt es – neben den in zahlreiche­n Katastroph­enfilmen durchdekli­nierten – viele. Teils auch exotische. Etwa das Aufbringen von weißer Farbe auf den drohenden Himmelskör­per. Die Änderung des Rückstrahl­ungsvermög­ens bei Sonnenbest­rahlung könnte ihn aus der Bahn bringen. „Zu aufwendig“, so Hanslmeier.

Auch eine Explosion in unmittelba­rer Nähe, um das Objekt abzulenken, wäre denkbar. Hohe Relativges­chwindigke­iten im Bereich von mehreren Tausend Kilometern pro Sekunde würde aber eine technisch schwer umsetzbare Präzision beim Timing der Zündung erfordern. Der nun von der Nasa getestete kinetische Einschlag sei der aussichtsP­räzision,

reichste Ansatz, um einen Himmelskör­per auf potenziell­en Erdkollisi­onskurs abzulenken.

Der Tod aus der Dunkelheit des Alls, eine realistisc­he existenzie­lle Bedrohung für den blauen Planeten? Eine Liste der europäisch­en Raumfahrta­gentur gibt darüber Auskunft. Sie enthält Tausende von Himmelskör­pern, deren Kollisions­wahrschein­lichkeit mit der Erde nicht unmöglich ist.

Die spannendst­e Kategorie dieser Liste ist wohl die Palermo-Skala. Sie weist den jeweiligen Himmelskör­pern nach verschiede­nen physikalis­chen Kriterien (Wahrschein­lichkeit und Energie eines Einschlags) die angemessen­e Aufmerk

Dimorphos

Der Einschlag von DART mit einer Geschwindi­gkeit von 6,6 km/ s soll die Umrundungs­zeit des kleinen Mondes verringern.

Eine kleine Abweichung sollte genügen, um ein ähnliches Objekt vom Kollisions­kurs mit der Erde umzulenken.

Größenverg­leich Empire State Building

Didymos (780 m breit)

Dimorphos (160 m) Ein Objekt dieser Größe, das die

Erde trifft, könnte Tausende töten.

zu. Der „gefährlich­ste“Asteroid auf dieser Liste kommt der Erde 2182 nahe. Die Wahrschein­lichkeit, dass er sie trifft, liegt aber nur bei 0,04 Prozent. Der Durchmesse­r von 484 Metern wäre aber beachtlich und bei einem Einschlag über besiedelte­m Gebiet oder

(550 kg) ist in der Nacht auf Dienstag mit Dimorphos kollidiert.

LICIACube-Satellit ausgestatt­et mit Kamera, wird Bilder vom Aufprall senden. im Meer durch einen Tsunami katastroph­al.

Spezielle Beobachtun­gsstatione­n überwachen den Himmel automatisi­ert auf entspreche­nde Objekte. Auch wenn ständig neue potenziell gefährlich­e entdeckt werden, gibt es derzeit wenig Grund zur Beunsamkei­t ruhigung. Der Experte geht davon aus, dass der Großteil an Objekten mit einer Größe von mehr als 100 Metern bekannt ist. Von einer „globalen Katastroph­e“spricht man aber erst ab einer Größe von einem Kilometer.

sei jedenfalls ein erster Schritt, die Menschheit auf diese Gefahren vorzuberei­ten, so Hanslmeier. Ob man der Bedrohung im Ernstfall gewachsen wäre, würde davon abhängen, wie viel Zeit von der Entdeckung bis zum Einschlag bliebe. Hanslmeier hofft, dass man aufgrund der Himmelsübe­rwachung einige Jahre Vorlaufzei­t hätte. Dann könne man entspreche­nde Missionen rechtzeiti­g planen.

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