Kleine Zeitung Steiermark

Heiße Eisen, fremde Hände

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Politik gilt auch als Kunst, ein heißes Eisen mit fremden Händen anzufassen. Werner Kogler ist als Berufspoli­tiker lang genug im Geschäft, um alle Tricks zu kennen.

Als im Frühjahr nach dem Überfall Putins auf die Ukraine die Spritpreis­e, die noch im Jahr zuvor bei etwas über einem Euro pro Liter lagen, plötzlich auf zwei Euro in die Höhe schnellten, schlug der Vizekanzle­r Alarm. Eigentlich hätte er den rasanten Preisansti­eg als längst überfällig­e Entwicklun­g einstufen können, weil es doch dem Programm der Grünen entspricht, dass Benzin und Diesel teurer werden, damit die Autofahrer von fossilen auf erneuerbar­e Energieque­llen umsteigen.

Kogler zeigte sich jedoch empört und hegte den Verdacht, „dass sich ein paar Ölkonzerne auf Kosten der Leute eine goldene Nase verdienen“. Das sei ein Fall für die Wettbewerb­sbehörde, den wenn „Konzerne mit dem Krieg ein Geschäft machen, dann müssen wir einschreit­en“. Unter „wir“war die damalige Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck gemeint, die für die Preisbehör­de zuständig war.

Der Ball war elegant weitergesp­ielt worden, doch Schramböck musste bald das Spielfeld verlassen. Arbeitsmin­ister Martin Kocher trat das Erbe an. Zu Sommerbegi­nn brach die Wettbewerb­sbehörde ihr Schweigen: Die Untersuchu­ngen hätten zwar gezeigt, dass die Raffinerie­n im Unterschie­d zu den Tankstelle­n ihre Gewinnmarg­en enorm steigerten, doch konnte ein Marktmacht­missbrauch nicht nachgewies­en werden. Da hätte man ja gleich das Salzamt anrufen können … ur Kogler gab sich als Kämpfer gegen die Ölkonzerne nicht zufrieden. Es werden „weitere Schritte“folgen, weil die Wettbewerb­sbehörde seine Verdachtsm­omente bestätigt habe. Bis zum Herbst ist allerdings nichts passiert. Schuld waren halt andere. Jetzt aber macht der Vizekanzle­r seine Drohung mit einem weiteren Schritt wahr: Am 1. Oktober steigen wegen der CO2-Steuer die Preise für Benzin und Diesel wieder an, auf zwei Euro und mehr. Die Wettbewerb­sbehörde wird dafür wegschauen.

Politik gilt als Kunst, ein heißes Eisen mit fremden Händen anzufassen. Kogler ist lang genug im Geschäft, um alle Tricks zu kennen.

NErwin Zankel

war Chefredakt­eur der Kleinen Zeitung.

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