Kollision der Interessen
Bloß vorübergehend bremsen die Tafeln „Radfahren verboten“und „Schiebestrecke“entlang der Baustelle die Pedalritter. Denn langfristig kommen ihnen die laufenden Arbeiten auf Höhe der Grazer Murinsel zugute: Werden doch am Kaiser-Franz-JosefKai die fortan getrennten Radund Gehwege verbreitert – und im Gegenzug 20 Parkplätze für Autos gestrichen.
Ähnlich die Kräfteverhältnisse weiter südlich: Am Marburger Kai begrüßte Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) gemeinsam mit Landesrat Anton Lang (SPÖ) feierlich die millionste Radlerin, welche die installierte Zählstelle passierte – während parallel auch am Marburger Kai auf Höhe Gesundheitskasse viele Autostellplätze wegfallen, in diesem Fall neuen Grünflächen und den Regionalbussen zuliebe, die künftig hier halten.
Auf dem Papier ist all das schlüssig, sprechen doch nicht nur allgemeine Vorzeichen vom Klimaschutz bis zur Feinstaubplage dafür, das Lenkrad herumzureißen – sondern auch die Entwicklungen in Graz selbst: Laut „Modal Split“-Erhebung steigt seit 2013 sukzessive der Anteil der Radler wie FußSo wurden im Vorjahr 20,3 Prozent der Grazer Wege mit dem Drahtesel zurückgelegt und 21 Prozent durch Beanspruchung der Beinmuskulatur.
Im Gegenzug sinkt seit Jahren der Anteil des „motorisierten Individualverkehrs“– mit einem großen Aber: Weiterhin setzen sich die Grazer für 32,9
Prozent ihrer
Wege hinters Steuer.
Thomas Rappl gehört dazu. So wie viele Unternehmer und deren Kunden am KaiserFranz-Josef-Kai. Wobei der Mediziner im Gegensatz zu ihnen namentlich protestiert: Es sei bislang schon schwierig gewesen, einen Parkplatz zu finden, „in Zukunft aber ist das unmöggänger.