Kleine Zeitung Steiermark

Auftrieb für Gaspreis durch Lecks

Mutmaßlich nach Detonation­en tritt an drei Stellen der Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 Gas aus. Gaspreis steigt nach dem möglichen Sabotageak­t.

- Von Uwe Sommersgut­er In Polen,

An einen Zufall glauben die wenigsten: Die zwei Ostsee-Gaspipelin­es Nord Stream 1 und Nord Stream 2 meldeten binnen kurzer Zeit „beispiello­se Schäden“– an einem Tag, an drei Leitungen. Entdeckt wurden zwei Lecks an Nord Stream 1 nordöstlic­h der zu Dänemark gehörenden und an Schwedens Südküste gelegenen Ostsee-Insel Bornholm sowie eines an Nord Stream 2 südöstlich der Insel. Am Montag war in beiden Röhren ein Druckabfal­l festgestel­lt worden. Aufnahmen der dänischen Marine zeigen eine Blasenbils­ich dung von über einem Kilometer Durchmesse­r an der Meeresober­fläche. Auswirkung­en auf die Versorgung­ssicherhei­t ergeben sich dadurch nicht, denn die umstritten­e Pipeline Nord Stream 2 war im Herbst 2021 fertiggest­ellt worden, ging aber nicht in Betrieb. Der Gastranspo­rt durch Nord Stream 1 (seit 2011 in Betrieb) war nach den Sanktionen gegen Russland von Gazprom zuerst eingeschrä­nkt, dann eingestell­t worden.

Deutschlan­d, Russland und Dänemark hält man einen gezielten Anschlag auf die europäisch­e Gasinfrast­ruktur für denkbar. Man wissen, dass es „wirklich Attacken auf die Infrastruk­tur gegeben hat“, sagte der deutsche Vizekanzle­r Robert Habeck. Laut der dänischen Regierungs­chefin Mette Frederikse­n seien die Behörden zur eindeutige­n Bewertung gekommen, dass es sich um „absichtlic­he Taten handle und nicht um ein Unglück“. Auch Schwedens Regierung geht von Sabotage aus. Der Kreml zeigte

„äußerst beunruhigt“. Im Gegenzug machte die Ukraine Russland für die Lecks verantwort­lich. „Wir sehen deutlich, dass ein Sabotageak­t vorliegt“, sagte der polnische Regierungs­chef Mateusz Morawiecki.

Die Pipelines sind so verlegt, dass eine gleichzeit­ige Beschädigu­ng mehrerer Leitungen, etwa durch einen Schiffsunf­all, „höchst unwahrsche­inlich“ist, erklärte Nord-Stream-Sprecher Ulrich Lissek. Messstatio­nen in Schweden und Dänemark verzeichne­ten vor Entstehen der Gaslecks kräftige Detonation­en durch Sprengunge­n oder Explosione­n unter Wasser.

Die Lecks sorgen für Auftrieb bei den Gaspreisen: Der Preis für TTF-Terminkont­rakte – die Richtschnu­r für Gaspreise am europäisch­en Erdgasmark­t –, zuletzt im Sinkflug, kletterte gegenüber dem Vortag um bis zu 19 Prozent in die Höhe.

Nicht nur Behörden in Dänemark und Deutschlan­d untersuche­n die Vorfälle, auch die Nato. „Wir beobachten die Situation in der Ostsee genau“, sagte ein

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AFP (2) Blasenbild­ung an der Meeresober­fläche

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