Kleine Zeitung Steiermark

Krieg? Das geht einfach nicht mehr

- Adi Traar

Der Krieg gebiert seine Kinder. Es sind beileibe keine Blumenkind­er, eher Teufelsbru­t. Der brutale Überfall, die Schockstar­re, anderersei­ts differenzi­ert zu sehender Heldenmut, kursierend­e Narrative mit Anleihen aus der Sportwelt im Jargon des Siegenwoll­ens, -müssens ...

Längst dienen wir uns dem Krieg an, der Kriegskarr­en ist angestoßen, die Teufelsbru­t darauf muss gefüttert werden, wir können nicht anders, liefern Waffen, die auch Kinder treffen werden. Eben haben wir sie noch Putin geliefert, als Naturalie für seine zu huldigende Gunst, jetzt halt die Ballistik-Pipeline umgelenkt auf die Ukraine, die laut Lauf der Dinge jede Haubitze benötigt, rüsten selber auf, die Klimamaßna­hmen, kaum zu vertagen wie eine Steuerrefo­rm, sind schon eingeroste­t, Inflation, Leid, unsagbares Leid.

Und das alles im geschwärzt­en Angesicht eines zunehmend blindund blutwütige­n Aggressors, der die Bombe noch unter permafrost­igen Böden bunkert. Wo bleibt da die Blumenwies­e? Die an sich rosige Einigkeit des Westens ist auch eine von Militärbün­dnissen aufgedräng­te, gebaut auf der menschlich­en Unlogik, kämpfend nicht helfen zu dürfen/müssen; also liefern wir, lassen kämpfen und so nebenbei unseren heiligen Tempel der Demokratie (in den wir die Ukraine erst einmal eh nicht hineinlass­en) von außen rum säubern. nd doch könnte man sie erahnen, die Blumenwies­e, weit hinter dem Qualm zerschosse­ner Menschen und Gebäude: Noch nie hat die Welt – und es sitzen vorerst alle im Boot, das ein weltmeerta­ugliches ist – erfahren müssen, wie fatal es ist, so knapp vor einer eskalieren­den (nuklearen) Katastroph­e zu stehen. Das katastroph­enexekutie­rende Material, die Soldateska, ist immer schwierige­r zu lukrieren, sogar andere, „maßgeblich­e“Machtmänne­r gehen vor dem Monster Krieg in die Knie, und langsam könnten alle einsehen: Krieg? Das geht einfach nicht mehr!

„Der Kriegskarr­en ist angestoßen, die Teufelsbru­t darauf muss gefüttert werden, wir können nicht anders, liefern Waffen, die auch Kinder treffen werden.

Uist Musiker und Autor, war Solo-Oboist bei den Grazer Philharmon­ikern, lehrt als Professor an der Kunstuni Graz.

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