„Es gab auch die Option Privatwirtschaft“
kenne ich zur Genüge, Stichwort Murkraftwerk oder Umstellung der Fernwärme.“Diese Punkte habe er als Stadtoberhaupt und Aufsichtsratschef der Stadtwerke intensiv begleitet. Außerdem könne er auf die bestehenden Strukturen zugreifen: „Es gibt ja in der Kammer großartige Abteilungen, etwa für Umwelt, Strategie und Außenwirtschaft.“
auf die Exklusivmeldung der Kleinen Zeitung hat die Wirtschaftskammer eine Job-Beschreibung für Nagls neuen Posten veröffentlicht. Demnach erwartet man einen Masterplan, „in welchem der aktuelle und künftige Energiebedarf, die Einsparungs- und Effizienzpotenziale, die nationalen Aufbringungspotenziale bzw. -alternativen, die internationalen Beschaffungsmöglichkeiten und der erforderliche Infrastrukturausbau aufbereitet“werden.
Der Ex-Politiker solle „alle relevanten Stakeholder“einbinden und gemeinsam mit den hauseigenen Experten sowie mit Betrieben und der Wissenschaft „realistische Szenarien in Bezug auf die Bedarfsentwicklung, auf die technische Eignung, die Verfügbarkeit, die Kostenund Preisentwicklung erarbeiten“. Auch sollten „wertvolle Kooperationsund Informationsstrukturen aufgebaut“werden.
Den im Raum stehenden Einwand, es werde ein ÖVP-Politiker in der schwarzen Kammer versorgt, weist Nagl von sich: „Damit muss man zwar rechnen, wenn man politisch tätig war. Aber es hat für mich auch die Option der Privatwirtschaft gegeben. Nur habe ich in mich hineingehört und erkannt, dass ich viel Freude daran habe, für die Allgemeinheit tätig zu sein.“Was er Kritikern entgegnet? „Ich kann ihnen nur sagen, sie mögen sich diese herausfordernde Arbeit anschauen.“
Inhaltlich möchte er sich noch nicht äußern, derzeit lese er sich intensiv ein. „Ich werde versuchen, das vorhandene Netzwerk deutlich zu stärken“, nimmt er sich vor. Trotz Job in Wien bleibt Nagl übrigens der Heimatstadt treu, sein Hauptwohnsitz bleibt Graz. „Aber ich gehöre ab sofort zu den Klimaticket-Benutzern.“Über die Höhe seiner Entlohnung schweigt er: „Mein Gehalt ist lange genug in der Zeitung gestanden, jetzt darf ich die Antwort verweigern.“
Nagl, der einer traditionsreichen Grazer Handels- und Unternehmerfamilie entstammt und vor der Polit-Laufbahn im Familienbetrieb als Geschäftsführer tätig war, war von 2003 bis 2021 Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Österreichs. Damit hatte er das Amt über vier Perioden hinweg länger inne als alle Bürgermeister vor ihm.