Der Modus ist kurios, das Ziel bleibt der Titel
Am 9. Oktober startet Österreich auswärts gegen Frankreich in die American-FootballEuropameisterschaft. Das Turnier endet erst im Herbst 2023 – der Modus der Endrunde sorgt auch für Kopfschütteln.
Die National Football League (NFL) hat in Nordamerika gerade erst so richtig Fahrt aufgenommen, die European League of Football (ELF) ist soeben mit den Vienna Vikings als Sieger zu Ende gegangen. Und nächste Woche steht bereits der nächste Höhepunkt für europäische Fans des US-Nationalsports auf dem Programm. Am 9. Oktober startet Österreich auswärts gegen Frankreich in die Europameisterschaft – es ist die Neuauflage des Endspiels 2018, das die Franzosen gewannen. „Wir gehen davon aus, dass Frankreich in Bestbesetzung antreten wird“, sagt Österreichs Headcoach Max Sommer. Die Stärken des Europameisters von vor vier Jahren? „Vor allem ihre Athletik, Größe und Schnelligkeit.“Aber auch die rot-weiß-rote Auswahl kann (beinahe) in Bestbesetzung antreten. Alles, was Rang und Namen hat, und nicht in der NFL tätig ist, ist dabei. „Wir haben den bestmöglichen Kader zusammengestellt“, sagt Sommer. Die NFL-Akteure Bernhard Raimann, Sandro Platzgummer und Bernhard Seikovits fehlen. „Ich bin mit ihnen regelmäßig in Kontakt. Aber die NFL hat derzeit Priorität, das Nationalteam ist kein Thema.
Ich sehe die Gespräche als Vorarbeit für die Zeit, wenn sie wieder einmal zurückkommen“, sagt der Teamchef.
Nach Rang fünf bei der letzten Europameisterschaft macht Österreich keinen Hehl daraus, was man diesmal erreichen will. „Den EM-Titel“, sagt auch Verbandspräsident Michael Eschlböck. Sommer erklärt auch, wieso man dieses Ziel so offensiv ausspricht: „Nur mit so einem Ziel kann man Spieler wie Thomas Schnurrer und Co motivieren. Wir kriegen in unserem Sport nichts bezahlt, müssen sogar einen kleinen Beitrag leisten. Die Spieler opfern ihre Freizeit für den Sport. Da ist der EM-Titel, der den Spielern noch fehlt, ein gutes Zugpferd, damit sie vollen Einsatz zeigen.“
Schnurrer, der im vergangenen Jahr von Graz zu den Vienna Vikings wechselte und in der ELF groß aufzeigen konnte, bezeichnet die NationalteamSituation jetzt besser als noch vor der letzten EM. „Da sind wir aus einer zweimonatigen Pause gekommen, weil die Austrian Football League (AFL, Anm.) schon zu Ende war.“Dies ist zwar auch diesmal der Fall, zahlreiche Spieler aus dem österreichischen Kader sind nun aber, wie Schnurrer, in der ELF tätig und waren
bis vor Kurzem noch im Ligarhythmus.
Der EM-Modus hat mit einer klassischen Endrunde nichts zu tun. Verliert Österreich das Spiel gegen Frankreich, sind die Titelchancen bereits passé und man würde ab dem zweiten Spiel „mit einem Neuaufbau des Teams“beginnen, wie Sommer sagt. Dieses zweite Spiel findet am 23. Oktober in Wien gegen Ungarn statt, das Halbfinale und Finale erst im kommenden Jahr. „Mit dem EM-Modus bin ich nicht glücklich“, sagt Sommer. „Es ist für den Football essenziell, einen Turnier- und Eventcharakter zu haben.“
Verbandsgeneralsekretär Christoph Seyrl sagt: Für das Endspiel im Herbst 2023 „habe ich die NV-Arena in St. Pölten schon einmal reservieren lassen“. Damit die NV-Arena dann auch wirklich gebraucht wird, muss aber erst einmal der erste Gegner Frankreich besiegt werden. Das Heimrecht hätte man gerne getauscht und in Österreich gespielt, die Franzosen wehrten sich aber dagegen. Und das aus gutem Grund. Sommer: „Wenn sie das Spiel ordentlich bewerben, könnten schon 10.000 Fans ins Stadion kommen.“
In Marseille wartet auf Österreichs Footballer also ein Hexenkessel, und doch sollte sich die Qualität der heimischen Auswahl durchsetzen. Nur dann darf man weiter vom EM-Titel träumen.