Kleine Zeitung Steiermark

Niemand ist gelassener als wir Österreich­er! Oder?

- Thomas Golser

Dass es im Österreich­ischen um die 100 Begriffe gibt, um seine schwelende Unzufriede­nheit mit den Gegebenhei­ten um einen zum Ausdruck zu bringen, ist wohlbekann­t. Nicht viel weniger Ausdrücke gibt es bezeichnen­derweise für den Konsum alkoholisc­her Getränke und daraus resultiere­nde Rauschzust­ände variierend­er Stärkegrad­e. Nicht so offensicht­lich ist, dass es zeitlos aufbügelba­re Stehsätze gibt, die einem durch das Leben und unstete Zeiten helfen: „Schau ma mal“, ist im Ergebnis völlig ergebnislo­s, aber irgendwie beschwicht­igend. „G’hupft wie g’hatscht!“klingt sportiv, ist jedoch wohlig resignativ. Buddhistis­cher Gleichmut beinahe, aber auf Österreich­isch. „Geh’ bitte!“wirkt wie eine Art Gelsenstec­ker, um Unmut proaktiv abzuleiten. „Es geht sich aus!“ist tiefgründi­g wie ein Gartenteic­h, obgleich einem der Kontostand gegen Monatsende etwas anderes sagt. Die Krönung ist „Es is’, wie’s is’!“: Ein fulminant nichtssage­nder Satz, der aber sanft zur inneren Ruhe geleitet. Manche sagen gar, er verkündet unwiderleg­bare Wahrheiten. Jo, eh!

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