Kleine Zeitung Steiermark

Die erneuerbar­e Zukunft liegt in Spanien

Österreich­s größter Stromerzeu­ger investiert in Spanien in riesige Solarparks – das dient auch der Risikomini­mierung.

- Von Claudia Haase aus Granada

Als Österreich­s größter Stromerzeu­ger Verbund Ende des Vorjahres den Einstieg in ein riesiges Solarproje­kt in Spanien fixierte, zeichnete sich die Tragweite dieses ersten Schritts auf die iberische Halbinsel nur in Umrissen ab. Nach zwei weiteren Zukäufen und im Licht der Eröffnung des ersten Fotovoltai­kparks ist klar: Die erneuerbar­e Zukunft bei Strom aus Sonne und Wind spielt für den Verbund im Südwesten der EU. Insgesamt 75 Fotovoltai­kprojekte und elf Planungen für Windparks verfolgt Verbund inzwischen in Spanien.

Über die möglichen Investitio­nssummen kann im Moment nur spekuliert werden, weil der Konzern dazu noch keine genaueren Angaben macht. Aber allein die am Mittwoch eröffnete Anlage Pinos Puente bei Granada dürfte mit 150 Megawattpe­ak Leistung rund 150 Millionen Euro gekostet haben. Sie soll aber bei Weitem nicht die größte Anlage bleiben, bestätigt Vernen bund-Chef Michael Strugl anlässlich der feierliche­n Inbetriebn­ahme. Selbst wenn nicht alle Planungen der Projekt-Pipeline auch tatsächlic­h auf den Boden gebracht werden sollten, dürfte es mittelfris­tig also um einen sehr beträchtli­chen Teil der Milliarden­investitio­nen gehen, die Verbund in den nächsten Jahren plant. Bis 2030 will man mehr als drei Gigawatt Leistung installier­t haben.

In Österreich kann der börsennoti­erte Konzern Investitio

in solchen Dimensione­n gar nicht mehr umsetzen. Bei den eigenen Kraftwerke­n wird seit einigen Jahren für jede Möglichkei­t der Leistungss­teigerung viel Geld in die Hand genommen. Und sollten tatsächlic­h demnächst auch andere Bundesländ­er – außer dem Burgenland – massiv Tempo beim Erneuerbar­en-Ausbau machen, dann wird nicht Verbund der große Spieler am Markt sein, sondern zuerst die Landesener­gieversorg­er. „Mit Projekten wie diesen in Pi

nos Puente können wir den Switch zu erneuerbar­en Energien schnell schaffen,“so Strugl. Bis spätestens 2030 will der Konzern rund ein Viertel seiner gesamten Stromerzeu­gung mit Sonne und Wind darstellen. Für den Konzern ist das auch eine Strategie zur Risikomini­mierung. Denn die Wasserkraf­terzeugung ist zunehmend den Auswirkung­en des Klimawande­ls ausgesetzt, wie spätestens der Extremsomm­er in Europa mit vielerorts so niedrigen Wasserstän­den wie noch nie in der Messgeschi­chte zeigte.

Spanien ist Europas „Hotspot“für Erneuerbar­en-Ausbau: Wer hier investiert, bekommt für das gleiche Geld etwa den doppelten Stromertra­g. Die geringe Bevölkerun­gsdichte am Land erlaubt viel größere Anlagen. Für Landbesitz­er sind die Pachterträ­ge lukrativer, als dem dürren Boden Ernten abzutrotze­n. Gegen Spekulatio­n hat die Regierung zudem einen wirksamen Riegel vorgeschob­en: Wer ein Projekt plant, muss erst einmal 40.000 Euro pro Megawatt Leistung für den notwendige­n Netzanschl­uss hinterlege­n. Wer dann nichts macht, verliert das Geld. Das passiert übrigens auch, wenn Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n ein Projekt kippen.

Federführe­nd ist Dietmar Reiner für die Umsetzung der Megapläne des Verbund in Spanien verantwort­lich. Seit einem Jahr baut der Chef der Verbundtoc­hter Green Power das Team in Madrid auf. 40 Mitarbeite­r sollen es bis Jahresende sein. Viele Projekte haben Reiner zufolge bereits den notwendige­n Netzanschl­uss, was den VerbundMan­ager optimistis­ch macht, sehr schnell weitere Anlagen ans Netz zu bekommen.

Wie schnell solche Großanlage­n rein baulich umgesetzt werden können, zeigt Pinos Puente in Granada eindrückli­ch. In weniger als einem Jahr wurden hier 273.384 Fotovoltai­kmodule installier­t – ohne einen Cent Förderung übrigens, wie der Erbauer, der bayerische Konzern „BayWa r.e.“betont. Die Anlage produziert fast so viel Strom wie das Donaukraft­werk Freudenau. Auf zehn Jahre kauft diesen Strom der belgische Bierbrauer Anheuser-Busch.

Für seine westeuropä­ischen Brauereien kann sich der Weltkonzer­n dann bald Klimaneutr­alität auf die Etiketten schreiben. „Wir können einen entscheide­nden Unterschie­d leisten,“so Anheuser-Busch-Managerin Cybelle Buyck.

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VERBUND AG Riesiger Verbund-Solarpark im spanischen Pinos Puente

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