Konsequente Nächstenliebe
Vor 30 Jahren, zur Zeit des Bosnienkrieges, strandeten Deserteure in Graz. Ihre einzige Chance auf ein Dach über dem Kopf, als sie sonst nichts hatten, waren abgestellte Zugwaggons am Hauptbahnhof. Um den Männern eine menschwürdigere Bleibe zu geben, ließ Armenpfarrer Wolfgang Pucher auf dem Sportplatz der Pfarre St. Vinzenz Zelte aufstellen. Diese Vinzizelte waren der Vorläufer vom Vinzinest, Heimatlose fanden dort ab sofort eine vorübergehende Heimat.
Dieses Nest sollte auch Anlaufstelle für Bettler werden. Für Roma, die ohne Chance auf Arbeit in ihrer Heimat in Graz um Almosen betteln. „Keiner musste danach mehr auf Klos oder in Autos schlafen, wir konnten alle mit einem Bett versorgen. Darauf bin ich stolz“, sagt Pucher rückblickend. it Beharrlichkeit und Konsequenz geht er unbeirrt trotz zwischenzeitlichen Gegenwinds seinen Weg. Das Engagement seines Teams ist Beweis für gelebte Solidarität: Rund 360 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sicherten in den 30 Jahren in 180.000 Stunden den Betrieb der Notschlafstelle. Und führen uns vor Augen, dass es eine Welt gibt, vor der man allzu gerne die Augen verschließt.
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