Sanierung soll die Fortführung ermöglichen
Energiekrise, Pandemie, hohe Verbindlichkeiten: Grazer Anlagenbauer Christof Industries Austria legt bisher größte Insolvenz des Jahres hin.
Paukenschlag in der steirischen Wirtschaft: Die auf Anlagenbau, Industrieservice und Umwelttechnik spezialisierte „Christof Industries Austria“mit Sitz in Graz musste ein Sanierungsverfahren beantragen. Mit Passiva, die sich laut den Kreditschützern von AKV und KSV1870 auf rund 66,1 Millionen Euro belaufen, handelt es sich um die bisher größte Insolvenz in diesem Jahr. Eventuell, so teilt es der AKV mit, könnte es zu Schadenersatzansprüchen und Ähnlichem aufgrund der Insolvenzsituation kommen, wodurch sich die Gesamtpassiva sogar auf rund 94,75 Millionen Euro erhöhen könnten. Die Aktiva bewertete man laut KSV1870 mit rund 12,2 Millionen Euro, wobei 6,21 Millionen in die Kategorie „freie Aktivvermögen“fallen.
Das Unternehmen, der Jahresumsatz lag 2021 bei 138 Millionen Euro, zählt 350 Beschäftigte an vier Standorten, neben Graz auch in Werndorf, Wels und Wien.
sei eine Fortführung des Unternehmens, wird mitgeteilt. Das soll mittels Sanierung und Restrukturierung erreicht werden. Zum Insolvenzverwalter wurde der Grazer Rechtsanwalt Alexander Isola bestellt.
Den fast 700 Gläubigern soll im angestrebten Sanierungsplan eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren geboten werden. Als Gründe für die Insolvenz werden vom Unternehmen vor allem die Coronapandemie sowie der Krieg in der Ukraine genannt. „Massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200 bis 300 Prozent bei Vormaterialien sowie Energie und Transporten lassen sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen bzw. weitergeben und belasten Ergebnis und Liquidität enorm“, wird betont. Bei Kunden sei es zu Zahlungsverzögerungen gekommen. Verwiesen wird auch auf „kürzliche Zahlungsausfälle und nicht bezahlte Mehrkostenforderungen“– diese hätten sich allein bei zwei Projekten auf einen zweistelligen Millionenbetrag summiert. Details zu diesen Projekten werden auf Nachfrage nicht genannt, nur so viel: Es handle sich aber um zwei Auftraggeber aus dem Ausland.
All das konnte trotz eines nach eigenen Angaben „operativ sehr gut laufenden Geschäfts mit vollen Auftragsbüchern nicht kompensiert werden“. Johann Christof, Chef der familiengeführten Unternehmensgruppe, betont: „Dieser Schritt der Christof Industries Austria GmbH ist uns alles andere als leichtgefallen, aber er ist not
um die Zukunft und vor allem die Arbeitsplätze zu sichern.“Man sei für die Zukunft dennoch gut aufgestellt, anstelle von Gewinnausschüttungen habe man „enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung für nachhaltige, umweltfreundli
Technologien für Dekarbonisierung getätigt“. Man sieht sich hier in einer „Vorreiterrolle in der Branche“.
Das Unternehmen ist Teil der Firmengruppe „Christof Industries“, unter deren Dach 26 Einzel- und Tochterunternehmen und rund 4000 Mitwendig, arbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Ländern tätig sind.
Christof Industries ist nicht zu verwechseln mit der „Christof Holding AG“oder der „JCH Holding GmbH“. Zur Erinnerung: Im Herbst 2015 kam es nach familieninternen Meinungsverschieche denheiten zwischen Johann Christof junior und seinem Vater Johann Christof senior zur Aufspaltung des 1966 gegründeten Grazer Unternehmens. Die daraufhin neu entstandene Christof Industries (von Johann Christof junior) sorgte damals auf Anhieb für Aufsehen. Denn fast zeitgleich mit der Gründung erfolgte die millionenschwere Übernahme der insolventen Welser Indus- triegruppe Ferro Mon- tagetechnik (FMT). Alleingesellschafterin der Christof Industries Austria GmbH ist die FMT Industrieholding GmbH, hinter der wiederum die Christof Industries Global GmbH (75 Prozent) sowie die Christof International Management GmbH (25 Prozent) stehen.