Kleine Zeitung Steiermark

Amtsträger aufpassen!

- Susanne Heine,

Institut für Religionsp­sychologie Uni Wien

Amtsträger­sklaven sollen ihren Herrn bedienen, auch wenn sie selbst erschöpft und hungrig sind. Dank gibt es keinen. Dazu passt ein geflügelte­s Wort, das angeblich von Friedrich Schiller stammt: „Der Mohr hat seine Schuldigke­it getan, der Mohr kann gehen.“Knechte tun, was sie dem Herrn schuldig sind; so soll es auch bei euch sein, sagt das Gleichnis.

Bevor wir uns über diese entmündige­nde Zumutung aufregen, stellt sich die Frage: Zu wem spricht Jesus? Es ist nämlich eine bestimmte Gruppe: die Apostel, Amtsträger sagen wir heute zu deren Nachfolger­n. Sie sind es, die sich dazu entschiede­n haben, Gott zu dienen, und das sollen sie tun, ohne nach Dank, Ehre, Bewunde

rung und Privilegie­n zu schielen, schon gar nicht unter dem Deckmantel des Dienens.

Menschen sind schwach, auch Amtsträger keine Helden im Vollbesitz des Glaubens. Da ist es keine Schande, um Glaubensst­ärkung zu bitten. Wieder antwortet Jesus mit einem Schlag ins Gesicht: Ihr, die Apostel, habt gar keinen Glauben, nicht einmal ein winziges Körnchen davon. Wo nichts ist, lässt sich nichts stärken. Rechnet der Evangelist Lukas hier mit den Aposteln und Amtsträger­n ab? Vielleicht. Jedenfalls wagt er, die Versuchung­en anzusprech­en, die Menschen in höheren Ämtern ausgesetzt sein können, auch in der Kirche. Also Achtung, aufpassen!

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