Die Politik, die Korruption und die Frage nach dem Bösen
Korruptionsvorwürfe und Chat-Affären haben den Glauben an die Politik untergraben. Die Philosophin Lisz Hirn geht einer provokanten Frage nach: „Macht Politik böse?“(Leykam Verlag). Das will sie anhand von zehn Postulaten prüfen, etwa an den Formeln „Politik ist nichts für anständige Leute“oder „Moral gehört nicht in die Politik“.
Die Autorin wählt ein prinzipiell spannendes Konzept und wirft berechtigte Fragen auf. Etwa jene, ob wir, die Wähler, auch dann „moralische“Entscheidungen von der Politik akzeptieren, wenn diese für uns unbequeme Änderungen oder Einschränkungen bringen.
Die Ausarbeitung des schmalen Büchleins überzeugt aber nur bedingt. Die zehn von der
Autorin präsentierten „Trugschlüsse“wirken recht willkürlich und manchmal redundant. Einzelne Politikfelder behandelt sie im Detail, sie verlangt etwa höhere Kulturförderung. Anderes wird nur gestreift, zum Beispiel wirtschaftspolitische Zusammenhänge. Und es finden sich auch unzulässig verdrehte Zitate und Behauptungen, die leicht widerlegbar sind.
So schreibt Hirn über Bauern mit geringem Einkommen: „Eine parteipolitische Vertretung fehlt ihnen ebenso wie eine Kammer, die ihre Forderungen repräsentieren würde.“Fazit: Der gar nicht schlechte Ansatz hätte stellenweise tieferes Schürfen vertragen.